China: Deutsche Wachstumspotentiale bleiben begrenzt

Beijing/Guangzhou/Shanghai – Die Deutsche Handelskammer in China hat heute in Kooperation mit KPMG Deutschland ihre jährlicheGeschäftsklima-Umfrage veröffentlicht. Eines der zentralen Ergebnisse: Während die Stimmung  deutscher Unternehmen unter der sich verlangsamenden Konjunktur Chinas gepaart mit den Auswirkungen des Handelskonfliktes leidet, bleibt China nach wie vor ein wichtiger Markt, der für die befragten Unternehmen wertvolle Geschäftsmöglichkeiten bietet. Allerdings sind die Wachstumspotenziale deutscher Unternehmen in China durch Marktzugangsbeschränkungen sowie komplexe regulatorische Rahmenbedingungen begrenzt. 

Getrübte Geschäftserwartungen in 2019  

Das verlangsamte Wachstum der chinesischen Wirtschaft und die durch den Handelskonflikt zwischen China und den USA entstandenen Unsicherheiten haben ihre Spuren hinterlassen. 83 % der in China tätigen befragten deutschen Unternehmen fühlen sich direkt oder indirekt vom Handelskonflikt zwischen China und den USA betroffen. Die Geschäftsklima-Umfrage zeigt: Die Erwartungen der deutschen Unternehmen sind so niedrig wie seit Jahren nicht mehr.

Lediglich 27 % der Befragten gaben an, ihre geplanten Unternehmensziele für das Jahr 2019 zu erreichen oder zu übertreffen. Insbesondere in den Branchen Automobil und Maschinenbau – den traditionell starken Sektoren der deutschen Wirtschaft – sind die Vorhersagen signifikant zurückgegangen. Für das kommende Jahr meldeten die befragten Unternehmen zaghafte Anzeichen einer Erholung mit einer leicht verbesserten Entwicklung in einzelnen Sektoren.

„2020 wird sehr wahrscheinlich durch die vom Handelskonflikt und der Abschwächung des globalen sowie chinesischen Wirtschaftswachstums bedingten Unsicherheiten geprägt sein“, bewertet Jens Hildebrandt, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in Beijing, das Geschäftsklima deutscher Unternehmen in China. 

Investitionswachstum erfordert verbesserten Marktzugang

China hat eine Reihe von Maßnahmen zur Umsetzung von Reformen ergriffen, die auf eine verbesserte Marktöffnung und Gleichbehandlung ausländischer Unternehmen auf dem chinesischen Markt abzielen. Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen bewertete dieses Bekenntnis grundsätzlich positiv. Von einer umfassenden systematischen Marktöffnung auf allen Ebenen sind die erzielten Fortschritte jedoch noch weit entfernt. Sowohl deutsche als auch chinesische Unternehmen würden davon profitieren, wenn direkte und insbesondere indirekte Marktzugangsbarrieren abgebaut werden und damit eine weitere vertiefte Zusammenarbeit möglich wird.

Wie die Geschäftsklima-Umfrage ergab, sind zwei von drei Unternehmen von Marktzugangsbeschränkungen betroffen. Dabei stellen indirekte Beschränkungen wie die Vergabe von Lizenzen, unverhältnismäßige Ausschreibungsverfahren, eine mangelnde Beteiligung an der Entwicklung von Industriestandards und unzureichende Vorlaufzeiten bei der Umsetzung neuer Vorschriften die größten Hürden für deutsche Unternehmen dar. Von jedem zweiten Befragten werden Rechtsunsicherheit/diffuse rechtliche Rahmenbedingungen sowie Technologietransfer als Herausforderung im China-Geschäft priorisiert. 

Vielfältige Geschäftsmöglichkeiten 

Trotz Marktzugangsbarrieren zeichnen sich laut der Umfrage signifikante Geschäftsmöglichkeiten im chinesischen Markt ab. „Die Top 3 Chancen, die der chinesische Markt aufweist, sind der wachsende Binnenkonsum, eine steigende Nachfrage nach ausländischen Marken und Qualitätsprodukten sowie die Beteiligung an Innovationen und digitalen Technologien“, sagt Andreas Glunz, Bereichsvorstand International Business der KPMG AG in Deutschland. Zwei von drei befragten Unternehmen (67 %) planen in den kommenden zwei Jahren weitere Investitionen in China.

Zudem gab die Hälfte der Befragten an, dass sie ihr Investitionsvolumen wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich weiter erhöhen würden, sollte der Marktzugang weiter verbessert werden. „Das ist ein klares Zeichen: Der Abschluss eines qualitativ hochwertigen und umfassenden EU-China Investitionsabkommens im nächsten Jahr – mit einem Umfang, der über die übliche Dimension des Investitionsschutzes hinausgeht und auch den fairen Marktzugang umfasst – würde neue Impulse setzen und die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen auf eine neue Stufe heben“, plädiert Hildebrandt. 

An der diesjährigen Geschäftsklima-Umfrage der Deutschen Handelskammer in China nahmen zwischen dem 29. Juli und 12. September insgesamt 526 deutsche Unternehmen in China teil. Zum ersten Mal wurde die Umfrage in Kooperation mit der KPMG AG Deutschland durchgeführt.

Ãœber die Deutsche Handelskammer in China 

Die Deutsche Handelskammer in China ist mit mehr als 2.300 Unternehmen die offizielle Mitgliederorganisation deutscher Firmen in China. Mit aktuellen Marktinformationen und praxisorientierten Wirtschaftsauskünften hilft sie ihren Mitgliedern in China, erfolgreich ihre Geschäfte zu betreiben. Die Kammer bietet der deutsch-chinesischen Business Community eine Plattform und vertritt die Interessen ihrer Mitglieder gegenüber Stakeholdern wie der Politik und der Öffentlichkeit. Weitere Informationen unter: www.china.ahk.de