Deutlicher Preisanstieg bei Billig-Airlines

Frankfurt – Die Anbieter von Billigflügen können ihre teilweise ruinösen Ticketpreise aus den Anfangszeiten der Branche nicht länger halten. „Das Billigfliegen ist deutlich teurer geworden“, sagte Peter Berster vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR). Das habe die Preisanalyse des jüngsten „Low Cost Monitors“ ergeben, der als wichtigster Ãœberblick zum deutschen Billigflugmarkt gilt.

Andere Branchenexperten bestätigten die Ergebnisse. Nach Schätzung des Hamburger Luftfahrtexperten und früheren Roland-Berger-Beraters Heinrich Großbongardt kosten Billigflugtickets derzeit „fünf Prozent mehr als im Frühjahr 2013 und 30 Prozent mehr als vor fünf Jahren“. Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des deutschen Flughafenverbandes ADV, geht ebenfalls von einem Preisanstieg in dieser Größenordnung aus.

Das DLR veröffentlicht den „Low Cost Monitor“ seit 2006 regelmäßig. Der aktuelle Bericht liegt unserer Redaktion exklusiv vor. Darin hat das Institut die 19 wichtigsten Fluggesellschaften untersucht, deren Angebot in Deutschland teilweise (Air Berlin) oder ausschließlich (Ryanair) aus Billigflügen besteht. Zusammen bieten sie in Deutschland 4000 Flüge pro Woche an. Die Fluglinie Air Berlin ist mit 1700 Billigflügen pro Woche der größte Anbieter, gefolgt von Germanwings (1193 Flüge) und Ryanair (368 Flüge).

Weil die Preise der Billigflugtickets stark von Flugziel, Flug- und Buchungstermin abhängen, stützt das DLR seine Preisanalyse auf eine repräsentative Stichprobe von Strecken. „Nach dieser Analyse stellen die Fluggesellschaften Wizz und Ryanair die preisgünstigsten Low-Cost-Fluggesellschaften inklusive aller Steuern und Gebühren im deutschen Markt dar“, heißt es im Bericht.

Die ungarische Wizz bietet rund 20 Strecken ab Deutschland an und ist in Nordrhein-Westfalen an den Flughäfen Köln und Dortmund vertreten. Die irische Ryanair bietet 120 Strecken an und bedient die NRW-Flughäfen Weeze, Köln, Dortmund und Münster.

Der Hamburger Luftfahrt-Experte Großbongardt ergänzte: „Der durchschnittliche Preisabstand zu herkömmlichen Flugtickets beträgt nur noch 20 Prozent.“ Vor gut fünf Jahren hätten Billigflugkunden im Schnitt noch weniger als die Hälfte des Standardpreises gezahlt. Großbongardt: „Der Grund ist, dass die Billigflieger auf einzelnen Strecken nicht mehr so oft direkt gegeneinander antreten. Das hat den Wettbewerb entschärft.“ Der DLR-Bericht bestätigt das. Nur noch auf 35 der 466 Billigflug-Strecken, die die Gesellschaften von deutschen Flughäfen aus anbieten, machen sie einander Konkurrenz. „431 Strecken und damit die weit überwiegende Zahl werden nur von einer Low-Cost-Gesellschaft beflogen“, so der Bericht.

Pascal Klopp vom Internetportal „billigflieger.de“, das mit 50.000 Besuchern pro Tag zu den Marktführern gehört, sagte: „Mit den gestiegenen Ticketpreisen geht die Branche wieder in Richtung Vernunft. Die Kampfpreise aus der Hochphase der Billigflieger vor etwa fünf Jahren waren zum Teil ruinös.“ Trost für Verbraucher: Neben den gestiegenen Preisen stellt das DLR auch mehr Preistransparenz fest.

Während die Anbieter früher überwiegend mit Nettoflugpreisen warben, die Gebühren, Steuern und andere Zuschläge verschwiegen, weisen sie heute fast nur noch die wirklichen Endpreise aus. DLR-Experte Berster: „Der Verbraucher kann heute besser vergleichen.“ Quelle: AP