Vietnam um Normalisierung der Beziehungen bemüht

Hamburg/Berlin – Im Anschluss an eine Einladung des Ostaseatischen Vereins (OAV) in Hamburg zum „99. Ostaseatischen Liebesmahls“, in Verbindung mit einem gleichzeitigen Zusammentreffen mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, traf der vietnamesische Minister für Planung und Investment, Nguyen Chi Dung, am heutigen Sonntag mit Vertretern der Deutsch-Vietnamesischen Gesellschaft und der Freundschaftsgesellschaft Vietnam im Berliner Hotel InterContinental zusammen.

Nguyen Chi Dung, der zugleich Vorsitzender der Vietnamesisch-Deutschen Freundschaftsgesellschaft ist, stattete in seiner Funktion als Minister für Planung und Investment Deutschland seinen ersten Arbeitsbesuch in Deutschland ab.

Der Minister war in seiner Rede vor den deutschen Freundschaftsverbänden sehr bemüht, auf die guten und engen Wirtschaftsverbindungen mit Deutschland hinzuweisen und betonte mehrfach, dass man darauf hoffe, dass die bestehenden Probleme zwischen Deutschland und Vietnam bald der Vergangenheit angehören mögen. Mit „Problemen“ meinte Nguyen Chi Dung – ohne den Hintergrund explizit anzusprechen – die Empörung der Bundesrepublik über die abenteuerliche Entführung des Vietnamesen Trinh Xuan Thanh und einer vietnamesischen Begleiterin von Berlin nach Hanoi im Juli 2017. Der Vorwurf: Die vietnamesische Regierung habe diese Entführung veranlasst.

Deutsch-Vietnamesisches Freundschaftstreffen

Das Zusammentreffen mit Bundeswirtschaftsminister Altmaier in Hamburg könnte damit auf ein Ende der politischen Eiszeit zwischen Deutschland und Vietnam hinweisen.

Minister Nguyen Chi Dung verwies in diesem Zusammenhang auch auf den 45. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Ländern, der im September kommenden Jahres gemeinsam begangen werden soll.

Nguyen Chi Dung verwies mit Stolz auf die wirtschaftlichen Errungenschaften seines Landes, das derzeit eine Wachstumsrate von 7,8 Prozent vorweisen könne und damit zu den Top 11-Ländern der Welt gehöre, die höchste Zuwachsraten erreicht hätten. Vietnam sei damit die erfolgreiche Integration in die Weltwirtschaft gelungen.

Der Minister bedankte sich in dem Zusammenhang für die von der Bundesrepublik geleistete Entwicklungshilfe und die Vermittlung von wichtigem Know-How beim Aufbau des Landes.

Deutschland ist für Vietnam der wichtigste Handelspartner in der EU: 17 % des Handels gehen in die Bundesrepublik. Deutschland wiederum steht mit einem Anteil von 28 % an erster Stelle der vietnamesischen Importe und mit insgesamt fast zwei Milliarden USD (1,77 Mrd. Euro) fünfter Stelle der im Land getätigten Investitionen.

Nguyen Chi Dung: „Insgesamt ist Deutschland für uns der wichtigste Partner in der EU. Dies schätzen wir sehr hoch ein“. In diesem Kontext sehe man auch die erwartete Unterzeichnung des Freihandelsabkommens zwischen Vietnam und der EU im Jahre 2020. Dies werde, so der Minister, zur weiteren Entwicklung der Wirtschaftsbeziehungen führen.

Minister Nguyen Chi Dung

Der Minister verwies auch auf die erfolgreiche Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung und Kultur: „Bis dato haben rund 70.000 Vietnamesen in Deutschland studiert und damit eine wichtige Brücke zwischen Vietnam und Deutschland gebaut. Rund 100.000 unserer Bürger im Lande beherrschen die deutsche Sprache“. Und auch die über 125.000 in Deutschland lebenden Vietnamesen seien gut integriert und leisteten einen wertvollen Beitrag zur Verständigung zwischen beiden Völkern.

Nguyen Chi Dung versäumte auch nicht auf die wichtige Unterstützung der DDR während des Vietnam-Krieges zu verweisen. Die Hilfsaktionen aus der DDR hätten mit zum „Sieg des Befreiungskampfes“ und zum späteren Aufbau des Landes geführt.

Vertreter der aus DDR-Zeiten stammenden Freundschaftsverbände verwiesen u.a. darauf, dass das DDR-Wirtschaftsministerium die Grundlage für den erfolgreichen Kaffeebohnen-Anbau geleistet hätten. Vietnam sei heute der zweitgrößte Kaffee-Exporteur der Welt.

Der Vorsitzende der Deutsch-Vietnamesischen Gesellschaft (DVG), Siegfried Sommer und der Stellvertretende Vorsitzende der Freundschaftsgesellschaft Vietnam, Stefan Kühner, gelobtem dem Minister ihre weitere Unterstützung beim Aufbau des Landes und der Pflege deutsch-vietnamesischer Kontakte. – Eine Auszeichnung verdienter Mitglieder beendete das rund zweistündige Treffen. (AT/hz) (Fotos: AT)