Heidelberg – Der deutsche Smartphone-Markt ist gesättigt und stagniert seit rund drei Jahren. Gleichwohl gibt es Gewinner: Die Verivox-Experten erklären den rasanten Aufstieg chinesischer Hersteller wie Xiaomi, OnePlus und ZTE.
Ãœppige Ausstattung zu moderaten Preisen
Erst seit August 2019 ist Xiaomi offiziell auf dem deutschen Markt präsent – und das Interesse an der chinesischen Smartphone-Marke ist riesig: Das Google-Suchvolumen für Xiaomi wuchs in Deutschland innerhalb eines Jahres um über 80 Prozent, für drei Modelle sogar um mehrere Tausend Prozent. Auch andere China-Marken wie ZTE oder OnePlus verzeichnen stark steigendes Interesse.
„Geräte wie das ZTE Axon 10 Pro bieten eine Oberklasse-Ausstattung für weniger als 500 Euro – die Highend-Modelle von Samsung oder Apple kosten mindestens 50 Prozent mehr“, sagt Eugen Ensinger, Telekommunikationsexperte von Verivox. „Mittelklasse-Handys wie das Xiaomi Redmi Note 8 Pro sind trotz üppiger Ausstattung für unter 250 Euro zu haben. Wer auf keine bestimmte Marke festgelegt ist, findet bei den aufstrebenden chinesischen Herstellern oft ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.“
Highend-Technik mit schmaler Kostenstruktur
Im Inneren der China-Hardware sind oftmals die gleichen Komponenten verbaut wie bei den großen Marken; teilweise laufen die Geräte sogar über dieselben Fertigungsstraßen. Allerdings arbeiten Hersteller wie Xiaomi oder ZTE mit deutlich niedrigeren Margen und setzen auf höhere Stückzahlen. Insbesondere die Marketingausgaben liegen spürbar unter denen der Top 3 (Samsung, Apple, Huawei). So erreichen die Marken aus China keine Superlative, können jedoch aktuelle Technik zu sehr günstigen Preisen bieten.
Dieses Konzept trifft offenbar den Nerv vieler Verbraucher: Europaweit haben im vergangenen Jahr nur die Top 3 mehr Smartphones verkauft als Xiaomi. Frühere Erfolgsgaranten wie Sony, LG oder HTC sind auf dem Handymarkt längst in die dritte Reihe gerückt. So verbuchen etwa die drei beliebtesten HTC-Smartphones einen Rückgang von 60 Prozent bei der Google-Suche.
Junge Menschen bevorzugen Top-Marken
Doch die China-Smartphones punkten nicht überall. Bei jungen Menschen ist die Strahlkraft der großen Marken immer noch ausgeprägt: 52 Prozent der Millennials würden das meiste Geld für ein iPhone ausgeben, fast 30 Prozent für ein Samsung-Gerät. Andere Marken werden von der Altersgruppe zwischen 18 und 29 Jahren kaum genannt, wie eine repräsentative Umfrage im Auftrag von Verivox ergab.
Im vergangenen Jahr erwies sich insbesondere der Markt für Highend-Smartphones als schwierig, was auch Apple zu spüren bekam. Und beim Branchenführer Samsung war 2019 nicht etwa das teure Flaggschiff Galaxy S10 der Kassenschlager, sondern die abgespeckten Geräte der A-Reihe.
„Ein Grund für den nachlassenden Markt ist ausgerechnet die technische Ausgereiftheit moderner Smartphones“, sagt Ensinger. „Die Unterschiede zum Vorgängermodell fallen immer granularer aus. Deshalb nutzen Verbraucher ihre Smartphones länger als früher, oder sie greifen auf günstigere Geräte mit ähnlicher Ausstattung zurück.“