SHENZHEN – In einem Interview mit dem italienischen Medium „Motor 1“ äußerte Stella Li, Vize-Präsidentin des chinesischen Elektroautokonzerns BYD, scharfe Kritik an den derzeitigen Bedingungen für die E-Mobilität in Deutschland. Die steigenden Strompreise und die politische Unsicherheit behinderten die Entwicklung des Elektromobilitätsmarktes und könnten den Umstieg auf Elektroautos in Deutschland erheblich verzögern.
„Manchmal kostet Strom über einen Euro pro Kilowattstunde, was die Kosten von Elektroautos mit denen von Benzinfahrzeugen vergleichbar macht“, sagte Li. Diese hohen Strompreise seien ein erheblicher Hemmschuh für den Erfolg der Elektromobilität. In Deutschland, einem der größten Märkte für Elektrofahrzeuge in Europa, seien die Preise für Strom teils so hoch, dass das Fahren eines E-Autos genauso teuer sein könne wie der Betrieb eines herkömmlichen Benziners. Damit verliere die E-Mobilität einen Großteil ihrer Attraktivität.
„Unklare politische Ausrichtung“
Doch nicht nur die hohen Stromkosten sorgen laut Li für Probleme, sondern auch die unklare politische Ausrichtung und die mangelnde Ladeinfrastruktur. „Die politischen Strategien sind oft unklar, und es gibt nach wie vor zu wenige Ladepunkte“, kritisierte sie. Diese Unsicherheiten und infrastrukturellen Defizite führten dazu, dass der Fortschritt in Deutschland langsamer vorangehe als erhofft. Zudem sehe Li in der derzeitigen Situation ein weiteres Hindernis: die unzureichende gesellschaftliche Akzeptanz von Elektroautos, die den Umstieg weiter erschwere.
Im Vergleich dazu sei China in der Entwicklung der Elektromobilität deutlich weiter. „In China gibt es eine klare politische Unterstützung und eine breite gesellschaftliche Akzeptanz für Elektroautos“, erklärte Li. Diese Faktoren hätten dazu beigetragen, dass sich der Markt für E-Autos in China rasant entwickelt habe. Laut Li profitieren chinesische Hersteller von einer konsequenten Förderung durch den Staat, was den Markteintritt und die Expansion erleichtere. So habe BYD in China einen massiven Anstieg der Verkaufszahlen verzeichnen können, während die Situation in Europa, speziell in Deutschland, noch immer von Unsicherheiten geprägt sei.
BYD strebt 10-15 Prozent Marktanteil an
Trotz dieser Herausforderungen bleibt Li optimistisch, was die Zukunft der Elektromobilität betrifft. BYD, eines der führenden Unternehmen im Bereich der Elektromobilität, strebt an, in den kommenden Jahren einen Marktanteil von 10 bis 15 Prozent im Elektroauto-Markt zu erreichen. Dazu wird BYD sein Engagement in Europa und speziell in Deutschland weiter ausbauen und mit innovativen Fahrzeugmodellen sowie einer verstärkten Ladeinfrastruktur versuchen, die Hürden zu überwinden. (zai)