Colombo – Nach den sechs Anschlägen auf Kirchen und Hotels in Sri Lanka mit mehr als 280 Toten hat es zwei weitere Explosionen in Colombo gegeben. Die siebte traf ein Hotel, die achte ereignete sich in einem Vorort.
Sri Lankas Regierung hat eine einheimische radikal-islamische Gruppe für die verheerenden Anschläge vom Ostersonntag verantwortlich gemacht. Sieben Selbstmordattentäter hatten dabei in drei Kirchen und drei Luxushotels fast 300 Menschen mit in den Tod gerissen und mehrere Hundert verletzt. Die Regierung sei fest davon überzeugt, dass die Gruppe National Thowheeth Jama’ath die Taten verübt habe, sagte Kabinettssprecher Rajitha Senaratne.
Die Motive der Attentäter waren auch am Montagmorgen noch unklar. Nach Polizeiangaben wurden inzwischen 24 Verdächtige festgenommen, die verhört würden.
Mehr als eine Woche vor der Anschlagsserie hatte die Polizei des Landes Hinweise auf mögliche Angriffe auf Kirchen. Der stellvertretende Polizeichef verfasste am 11. April ein Schreiben, in dem er von Anschlagsplänen einer einheimischen radikal-islamischen Gruppe auf katholische Kirchen sowie die indische Botschaft in Sri Lanka warnte. Namentlich genannte Verdächtige hätten nach dem Anschlag auf zwei Moscheen im März im neuseeländischen Christchurch gegen andere Religionen gehetzt, hieß es.
Premierminister war über Anschlagspläne nicht informiert worden
Nur rund zehn Prozent der Bevölkerung Sri Lankas sind Muslime. Islamistische Terrorangriffe hatte es bisher in dem tropischen Inselstaat nicht gegeben. Der Kabinettssprecher Senaratne bestätigte in einer Pressekonferenz die Echtheit des an mehrere Polizeieinheiten adressierten Schreibens, das der Telekommunikationsminister zuvor auf Twitter veröffentlicht hatte. Premierminister Ranil Wickremesinghe sei jedoch nicht informiert worden.
Die Explosionen in drei Kirchen und drei Luxushotels hatten sich am Sonntagvormittag nahezu zeitgleich ereignet – sie wurden nach Angaben eines Forensikers des Verteidigungsministeriums von insgesamt sieben Selbstmordattentätern verübt.
Zu zwei späteren Explosionen in einem weiteren Hotel und einer Wohngegend in Vororten der Hauptstadt Colombo gab es zunächst keine näheren Angaben. Insgesamt gab es mindestens acht Detonationen. In den Kirchen fanden gerade Ostergottesdienste statt. Dort gab es die meisten Opfer. Am Sonntagabend wurde in der Nähe des größten Flughafens der Insel, rund 30 Kilometer von Colombo entfernt, ein Sprengsatz gefunden und entschärft, wie ein Sprecher der Luftwaffe mitteilte.
Wie Premierminister Wickremesinghe in einer Fernsehansprache sagte, stammten die Festgenommenen alle aus Sri Lanka.