Toulouse – Es sollte eine Erfolgsgeschichte sein, die auch vom Staat gefördert wird. Für die Entwicklung des Riesenfliegers A380 haben der europäische Luftfahrtkonzern Airbus und Zulieferer einen Staatskredit in Höhe von 1,095 Milliarden Euro erhalten und bislang nicht komplett zurückgezahlt. Dies berichtet das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Quellen aus dem Wirtschaftsministerium. Ein Sprecher des Ministeriums berichtet der Zeitung, dass der Großteil des Geldes an den Konzern gegangen sei. Ãœber den noch offenen Betrag ist nichts bekannt.
Insgesamt hat die Entwicklung des A380 laut „Spiegel Online“ 25 Milliarden Euro gekostet. Das Darlehen vom Bund ist laut dem „Handelsblatt“ 2002 gewährt worden und sollte, an die Auslieferung der Maschinen gekoppelt, zurückgezahlt werden. „Die Auswirkungen der Produktionseinstellung werden wir jetzt analysieren und dann mit dem Unternehmen erörtern“, sagt der Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Wenn Airbus die Zahlungen einstellen sollte, würden Staat und Steuerzahler leer ausgehen.
Ende des A380 verkündet
Airbus gab am Morgen bekannt, dass die Produktion des weltgrößten Passagierjets A380 eingestellt wird. Die letzte Auslieferung des Luftgiganten sei für 2021 geplant, teilte der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern in Toulouse mit. Die größte Kundin des A380, die arabische Fluggesellschaft Emirates, habe ihre Bestellung um 39 Maschinen reduziert. Auch bei anderen Airlines sei der Auftragsbestand mangelhaft. Daher gebe es nun keine Grundlage mehr für eine Fortsetzung der Produktion.
Der doppelstöckige Passagierjet hat Airbus schon länger große Sorgen bereitet. In den vergangenen Jahren hatte kaum noch eine Fluglinie ein Modell geordert. Airbus drohten, die Bestellungen auszugehen. Der Konzern fuhr die Jahresproduktion zuletzt von zeitweise bis zu 30 Maschinen auf nur noch sechs Exemplare zurück.
Emirates reduziert Bestellungen
Emirates habe nun beschlossen, die A380-Bestellungen von 162 auf 123 Maschinen zu reduzieren. Dabei würden in den kommenden zwei Jahren noch 14 verbleibende Passagierjets in Empfang genommen. Als Konsequenz werde Airbus seine Auslieferungen 2021 einstellen, teilte das Unternehmen mit.
„Die heutige Ankündigung ist schmerzlich für uns und für die A380-Communities weltweit“, so Airbus-Konzernchef Tom Enders laut Mitteilung. Der Passagierjet werde aber noch viele Jahre lang am Himmel unterwegs sein. Selbstverständlich werden wir die Betreiber der A380 auch weiterhin uneingeschränkt unterstützen“, so Enders weiter.
Bundesweit Tausende Jobs in Gefahr
Airbus kündigte an, in den nächsten Wochen Gespräche mit den Sozialpartnern bezüglich der 3000 bis 3500 Stellen weltweit aufzunehmen. Teile des Luftgiganten werden an Airbus-Standorten in Deutschland gefertigt – darunter vor allem Hamburg-Finkenwerder, aber auch etwa in Bremen und Stade. Auch Zulieferer wie die Augsburger Airbus-Tochter Premium Aerotec produzieren Bauteile. Montiert wird das Flugzeug dann im französischen Toulouse.
Wie viele Beschäftigte bundesweit von dem Produktionsstopp betroffen sind, konnte Airbus nicht sagen. Die meisten würden aber jetzt schon parallel an anderen Airbus-Jets arbeiten.
Was genau das Ende des A380 für die Beschäftigten bedeutet, ist noch unklar. Airbus gibt sich aber optimistisch. In der Vergangenheit habe es auch Umstrukturierungen gegeben und bis 2021 sei ja auch noch ein bisschen Zeit, erklärte Airbus-Kommunikationschef Rainer Ohler.
Airbus prüft neue Projekte
„Wir können heute natürlich noch nicht ausschließen, dass es mancherorts zu einschneidenden Maßnahmen kommt“, so Ohler. Das könne für manche Mitarbeiter auch einen Standortwechsel bedeuten. Zu den Zulieferern könne man jetzt noch nichts sagen. (dpa) Foto>: Lufthansa