Frankfurt – Flugreisende zahlen immer mehr für Extras. Durchschnittlich 11,80 Euro nehmen Fluggesellschaften pro Fluggast mit Gebühren, Meilenprogrammen und Provisionen ein. Damit sind „Ancillary-Services“ ein entscheidender Faktor.
Erwirtschafteten die Fluglinien, die das Zusatzgeschäft mit Ancillary-Services gesondert ausweisen, im Jahr 2007 erst rund 1,8 Milliarden Euro (2,45 Mrd. US-Dollar), nahmen sie im vergangenen Jahr 23,3 Milliarden Euro (31,5 Mrd.) damit ein, eine Steigerung von 1200 Prozent. Das geht aus einer aktuellen Untersuchung des US-amerikanischen Marktforschungsinstituts Ideaworks hervor.
Für die Untersuchung wertete Ideaworks die Geschäftsberichte von zuletzt 114 Airlines weltweit aus. Demnach verdienen Fluggesellschaften mittlerweile pro Fluggast durchschnittlich 11,80 Euro mit den Extra-Services. Zur Einordnung: Die IATA hatte erst vor kurzem erklärt, dass Airlines unter dem Strich durchschnittlich gerade einmal sechs Dollar pro Fluggast verdienen. Damit kommt den Zusatzleistungen ein entscheidender Faktor zwischen Gewinn und Verlust zu.
„Fluggesellschaften auf der ganzen Welt folgen einem gemeinsamen Entwicklungsmuster: Der Schwerpunkt verlagert sich von einem rein auf den Flug basierten Dienstleister zum Multi-Produkt-Reiseunternehmen“, sagt Michael Cunningham, CarTrawler Chief Commercial Officer. Das auf Reisedienstleistungen spezialisierte Technologieunternehmen, zu dem unter anderem Holiday Autos gehört, hatte die aktuelle Studie in Auftrag gegeben.
Von den untersuchten Fluggesellschaften legten 59 ihre Zusatzumsätze offen. Dabei erzielten 44 Fluggesellschaften Zusatzumsätze von mehr als sechs Dollar pro Passagier: Die Zahlen reichen von 6,43 Dollar bei China Estern bis 55,61 Dollar bei Jet2. Dabei haben die Fluggesellschaften von den klassischen Billigfliegern gelernt.
Führten 2007 noch vor allem Billigflieger die Liste der Airlines mit den meisten Zusatzeinnahmen an, so stehen heute auf den ersten vier Plätzen nach Gesamtumsatz traditionelle Netzwerk-Airlines. Nach United (4,2 Mrd. Dollar), Delta (1,9 Mrd.), American (1,5 Mrd.) und Air France/KLM (1,3 Mrd.) kommt Ryanair mit 1,2 Milliarden Dollar Zusatzeinnahmen erst auf Platz Fünf. Die Fluggesellschaften der Lufthansa-Group nahmen 2013 insgesamt rund 950 Milionen Euro über Ancillary-Services ein – Platz Sieben.
Zusatzleistungen generieren über ein Drittel des Umsatzes
Allerdings setzten auch heute noch besonders die Lowcost Airlines in ihrem Geschäftsmodell überproportional auf die Zusatzeinnahmen. Die amerikanische Spirit erziehlte 2013 satte 38,4 Prozent ihrer Umsätze im Bereich Ancillary-Services. Wizz Air erreicht mit 34,9 Prozent den Top-Wert in Europa. Bei Ryanair kommen rund ein Viertel der Umsätze aus den Bereichen der Extras, Easyjet erzielt rund ein Fünftel des Umsatzes mit Zusatzleistungen.
Dabei sind Gepäckgebühren, die Sitzplatzreservierung und ein Imbiss an Bord nur die Spitze des Eisbergs an Möglichkeiten. Hinzu kommen Provisionen für Autovermietungen oder Hotelbuchungen. Die amerikanische Allegiant beispielsweise konnte 2013 täglich über 2.300 Autos vermieten.
Netzwerk-Airlines haben zudem noch andere Möglichkeiten. So hat United Airlines ihr „MileagePlus“-Vielfliegerprogramm zu einer treibenden Kraft für Zusatzumsätze gemacht. Allein für 2013 wies die Fluggesellschaft Meilenverkäufe im Wert von über 2,9 Mrd. Dollar aus. Hinzu kommen Einnahmen über die eigene Kreditkarte. Quelle: dpa