Beijing / New York – Alibaba, das größte E-Commerce-Unternehmen der Welt, verfolgt mit seinem Börsengang am Donnerstag zwei Ziele. Erstens will es die immer stärker werdenden Konkurrenten auf dem umkämpften chinesischen Online-Markt, Tencent und Baidu, in Schach halten. Zweitens will Alibaba sein internationales Geschäft weiter ausweiten, um in Zukunft den etablierten US-amerikanischen Unternehmen in Bereichen wie E-Commerce und Online-Gaming ernsthafte Konkurrenz machen zu können.
Jost Wübbeke, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Mercator Institute for China Studies in Berlin (MERICS), und Autor einer aktuellen Studie über „Mobile Commerce in China“ serläutert:
„Mit dem Erlös aus dem Börsengang wird Alibaba seinen chinesischen Konkurrenten im mobilen Internet empfindlich zusetzen können. Groß angelegte Übernahmen im In- und Ausland sind zu erwarten. Alibaba wird sein internationales Geschäft massiv ausbauen.“
Der Börsengang von Alibaba unterstreicht, dass chinesische ‚Eigengewächse‘ ernstzunehmende Wettbewerber auch in globalen Märkten geworden sind, betont Marc Szepan, Ko-Leiter des Forschungsbereiches Wirtschaft am MERICS: „Interessant ist hierbei, dass der Erfolg von Alibaba nicht auf direkte staatliche Förderung zurückzuführen ist. Alibaba hat sich durch den harten Konkurrenzkampf auf dem chinesischen Markt fit gemacht für globale Märkte.“
Auf dem chinesischen Markt tobt ein erbitterter Kampf um Marktanteile. Dies gelte insbesondere für die drei großen chinesischen Player Alibaba, Baidu und Tencent. Jost Wübbeke: „Die drei Unternehmen streben den Aufbau kompletter digitaler Ökosysteme an, die eine große Bandbreite von Dienstleistungen aus einer Hand anbieten. Alibabas internationaler Börsengang wird die Konkurrenz weiter intensivieren.“
Alibabas Börsengang soll dem Unternehmen zusätzliche Munition geben, um die Angriffe der Konkurrenten abzuwehren. Erst Ende August hatten Baidu und Tencent gemeinsam mit der Dalian Wanda Group die Gründung eines neuen E- bzw. Mobile-Commerce-Gemeinschaftsunternehmens bekannt gegeben. Der Zeitpunkt der Gründung kurz vor Alibabas Börsengang ist sicherlich kein Zufall.
Jenseits des umkämpften Heimmarktes haben „Alibaba, Baidu und Tencent beste Chancen, nicht nur in China, sondern auch global zu Marktführern im Mobile Commerce aufzusteigen“, so Jost Wübbeke. Der ausgesprochen dynamische chinesische Onlinemarkt, in dem rund 80 Prozent der knapp 640 Millionen Internetnutzer bereits über ihr Mobiltelefon ins Netz gehen, bietet hierfür eine hervorragende Basis.
Siehe auch: MERICS China Monitor Nr. 15: „Chinas Internetgiganten treiben Mobile Commerce an und drängen auf globale Märkte“ von Jost Wübbeke