Berlin – Deutsche Banken bekommen Konkurrenz: Der iPhone-Bezahldienst Apple Pay wird bald auch hierzulande angeboten. Damit will Apple seine Marktmacht nutzen, um in ein neues lukratives Geschäftsfeld vorzudringen.
Rund vier Jahre nach dem Start bringt Apple seinen iPhone-Bezahldienst Apple Pay auch nach Deutschland. Der Service werde hierzulande bis Ende des Jahres eingeführt, sagte Konzernchef Tim Cook in einer Analystenkonferenz. Weitere Details wie Namen teilnehmender Banken gab er nicht preis.
Mit Apple Pay können ein iPhone oder eine Computer-Uhr von Apple eine EC- oder Kreditkarte ersetzen. Zum Bezahlen hält man die Geräte im Laden an das Terminal. Die Kassentechnik muss dafür kontaktloses Bezahlen per NFC-Funk unterstützen – ein großer Teil der Terminals in Deutschland wurde bereits entsprechend umgerüstet. Außerdem kann man mit Apple Pay auch bei Online-Käufen sowie in Apps bezahlen.
Ãœber einen Start von Apple Pay in Deutschland wurde in den vergangenen Jahren mehrfach spekuliert. In vielen anderen europäischen Ländern – beispielsweise Frankreich, Schweiz oder Spanien – hat Apple den Dienst bereits eingeführt.
GOOGLE PAY bereits am Markt
In Deutschland gewinnen die Angebote zum Bezahlen per Smartphone gerade nach jahrelangem Nischendasein an Fahrt. Vor einigen Wochen brachte Google seinen Konkurrenzdienst nach Deutschland, Partner sind hier unter anderem die Kreditkarten-Riesen Mastercard und Visa sowie die Commerzbank. Auch andere Geldhäuser in Deutschland wollen den US-Giganten nicht allein das Feld überlassen. Ab Mitte August wollen rund 85 Prozent der Volks- und Raiffeisenbanken ihren Kunden das mobile Bezahlen per Smartphone ermöglichen. Die restlichen Institute sollen schrittweise bis 2019 folgen.
Erst diese Woche gingen die Sparkassen mit ihrem eigenen Service an den Start. Die Sparkassen-App funktioniert nur mit dem Betriebssystem Android. Für iPhones ist der Dienst nicht verfügbar – Apple hat laut Sparkassen-Verband die entsprechende Schnittstelle in den Geräten nicht freigegeben.
Auf dem iPhone kann bisher nur Apple Pay auf den NFC-Chip des Geräts zugreifen, der für das kontaktlose Bezahlen benötigt wird. Damit müssen sich die Banken bei ihren eigenen Angeboten auf Geräte mit dem Google-System Android beschränken oder für iPhone-Nutzer auf weniger bequeme Lösungen wie Strichcodes auf dem Bildschirm ausweichen.
Im vergangenen Quartal seien über Apple Pay eine Milliarde Transaktionen abgewickelt worden, sagte Cook. Das seien mehr als drei Mal so viele wie ein Jahr zuvor. Apple verlangt einen Anteil von 0,15 Prozent von den Transaktionen. Im Heimatmarkt USA, wo Apple Pay bereits seit Herbst 2014 verfügbar ist, geben nun auch die großen Drogerieketten CVS und 7-Eleven ihren Widerstand auf und werden demnächst Zahlungen über den Dienst annehmen.
Wie Trumps Handelskrieg Apple trifft
Noch ist das Smartphone als elektronische Geldbörse in Deutschland ein Nischenmarkt. Bei einer Umfrage der Bundesbank gaben im vergangenen Jahr lediglich sieben Prozent der Verbraucher an, schon einmal mit dem Handy bezahlt zu haben. Als häufigsten Grund für die Zurückhaltung nannten die Befragten fehlenden Bedarf. Auf Rang zwei folgten Sicherheitsbedenken.
Beliebtestes Zahlungsmittel der Deutschen ist der Bundesbank zufolge weiterhin Bargeld, auch wenn die Menschen immer häufiger mit der Girocard (EC-Karte) zahlen. Drei von vier Einkäufen an der Ladenkasse (74 Prozent) tätigen die Menschen hierzulande nach wie vor mit Schein und Münze. Gemessen am Umsatz sank der Anteil der Barzahlungen im deutschen Handel allerdings mit 48 Prozent erstmals unter die 50-Prozent-Marke. Quelle: n-tv/dpa