BANGKOK – Thailands Inflationsprognose für 2023 liegt bei 1-2% und ist damit die niedrigste in der ASEAN. Wie steht es um die Wirtschaft in Thailand? Die Detaildaten zeigen, dass das Land trotz der anhaltenden Covid-19-Pandemie einige positive Anzeichen einer Erholung aufweist. Wir wollen hier einige der wichtigsten Wirtschaftsindikatoren analysieren, die die Stärken und Schwächen der thailändischen Wirtschaft widerspiegeln.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Thailands ist im zweiten Quartal 2023 um 7,5% gegenüber dem Vorjahr gewachsen, nach einem Rückgang von 6,1% im ersten Quartal. Dies ist das stärkste Wachstum seit dem vierten Quartal 2019, als das BIP um 8,1% zulegte. Der Anstieg des BIP im zweiten Quartal ist vor allem auf die Erholung des privaten Konsums, der öffentlichen Ausgaben und der Nettoexporte zurückzuführen. Der private Konsum stieg um 6,3%, nachdem er im ersten Quartal um 1,5% gesunken war. Die öffentlichen Ausgaben erhöhten sich um 8,9%, nach einem Anstieg von 2,4% im ersten Quartal. Die Nettoexporte trugen mit 4,1% zum BIP-Wachstum bei, nachdem sie im ersten Quartal einen negativen Beitrag von 3,2% geleistet hatten.
Die Erholung des privaten Konsums ist teilweise auf die Lockerung einiger Covid-19-Beschränkungen seit Mai 2023 zurückzuführen, die es den Menschen ermöglicht hat, mehr auszugeben. Die Regierung hat auch verschiedene fiskalische Stimulierungsmaßnahmen ergriffen, um den Konsum anzukurbeln, wie z.B. die Verlängerung der Mehrwertsteuersenkung von 7% auf 5% bis Ende 2023, die Gewährung von Bargeldhilfen an einkommensschwache Haushalte und die Senkung der Einkommensteuer für bestimmte Gruppen. Darüber hinaus hat sich das Verbrauchervertrauen im Juni 2023 auf den höchsten Stand seit Februar 2020 verbessert, was auf eine optimistischere Einschätzung der wirtschaftlichen Lage und der zukünftigen Erwartungen hindeutet.
Die Erhöhung der öffentlichen Ausgaben ist vor allem auf die Umsetzung des dritten Konjunkturpakets in Höhe von 500 Milliarden Baht (15,6 Milliarden US-Dollar) zurückzuführen, das im April 2023 verabschiedet wurde. Dieses Paket umfasst unter anderem Mittel für die Beschaffung von Impfstoffen, die Unterstützung des Gesundheitswesens, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Förderung des Tourismus. Die Regierung plant auch, ein viertes Konjunkturpaket in Höhe von 300 Milliarden Baht (9,4 Milliarden US-Dollar) zu verabschieden, das sich auf die Beschleunigung der Infrastrukturentwicklung und die Förderung des grünen Wachstums konzentrieren soll.
Die Verbesserung der Nettoexporte ist hauptsächlich auf die starke Nachfrage aus den wichtigsten Handelspartnern Thailands zurückzuführen, insbesondere aus China, den USA und der EU. Die Exporte sind im zweiten Quartal 2023 um 17,6% gegenüber dem Vorjahr gestiegen, nach einem Anstieg von 8,5% im ersten Quartal. Die Importe sind im zweiten Quartal um 26,8% gestiegen, nach einem Rückgang von 0,7% im ersten Quartal.
Die Exporte haben von der Erholung der globalen Industrieproduktion und dem Anstieg der Rohstoffpreise profitiert. Die wichtigsten Exportgüter Thailands sind Fahrzeuge und Teile, elektrische Geräte und Maschinen, Edelsteine und Schmuck sowie Gummi und Kunststoffe. Die Importe haben von der steigenden Inlandsnachfrage und dem Bedarf an Rohstoffen und Zwischenprodukten profitiert. Die wichtigsten Importgüter Thailands sind Maschinen und Teile, elektrische Geräte und Teile, Rohöl und Erdgas sowie Chemikalien.
Trotz dieser positiven Entwicklungen steht die thailändische Wirtschaft immer noch vor einigen Herausforderungen, die das Wachstumspotenzial begrenzen könnten. Eine der wichtigsten Herausforderungen ist die langsame Impfkampagne, die die vollständige Wiedereröffnung der Wirtschaft verzögert. Bis Ende Juli 2023 hatten nur etwa 15% der Bevölkerung Thailands mindestens eine Dosis eines Covid-19-Impfstoffs erhalten, verglichen mit 50% in Singapur und 40% in Malaysia.
Die Regierung hat das Ziel, bis Ende 2023 mindestens 70% der Bevölkerung zu impfen, aber es gibt Bedenken über die Verfügbarkeit und Wirksamkeit der Impfstoffe. Eine weitere Herausforderung ist die anhaltende politische Instabilität, die durch regelmäßige Proteste gegen die Regierung gekennzeichnet ist. Die Proteste fordern unter anderem eine Reform der Monarchie, eine Änderung der Verfassung und Neuwahlen. Die politische Unsicherheit könnte das Vertrauen der Investoren und Verbraucher untergraben und die Umsetzung von Reformen behindern.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die thailändische Wirtschaft im zweiten Quartal 2023 einige Anzeichen einer Erholung gezeigt hat, die vor allem auf die Erholung des privaten Konsums, der öffentlichen Ausgaben und der Nettoexporte zurückzuführen ist. Die Inflationsprognose für 2023 liegt bei 1-2%, was auf eine moderate Preissteigerung hinweist. Allerdings stehen die Wirtschaft immer noch vor einigen Herausforderungen, wie z.B. der langsamen Impfkampagne und der politischen Instabilität, die das Wachstum in den kommenden Monaten dämpfen könnten. (zi)