Beijing – Chinas Automarkt wird in diesem Jahr voraussichtlich mit rund neun bis elf Prozent wachsen. Angesichts des weltgrößten Automarktes im Reich der Mitte und der starken Wachstumsraten hat sich die Pekinger Automesse, die am Sonntag beginnt, zum Mekka für die Branche und ihre Neuvorstellungen entwickelt.
Auch die jüngste Konjunkturschwäche der zweitgrößten Wirtschaftsnation könne dem Autoabsatz vorerst wenig anhaben, meinten Experten am Freitag. Einige Stimmen warnten allerdings vor zu großer Abhängigkeit von einem „riskanten“ chinesischen Markt und wirtschaftlichen Schocks.
Zahlreiche Neuvorstellungen
Mehr als 2.000 Aussteller aus 14 Ländern sind auf der Autoshow vertreten. Es gibt 118 Neuvorstellungen. Elektromobilität ist ein großes Thema: 79 Autos mit alternativen Antrieben werden präsentiert. In einer Weltpremiere stellen Daimler und sein chinesischer Partner BYD (Build Your Dreams) ihr gemeinsam entwickeltes Elektroauto Denza vor. Er hat eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern. Marktführer Volkswagen präsentiert auf seinem wichtigsten Markt den neuen Toureg sowie die Elektro-Version seines Kleinwagens „up!“.
Mit dem starken Wachstum nimmt auch die Abhängigkeit deutscher Autobauer und besonders der Premiumhersteller von China zu. „Sicher ist, dass die Blase in der chinesischen Wirtschaft irgendwann platzen wird“, sagte der Experte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM). „Die Frage ist nur, wann und wie laut der Knall wird.“ Die Autohersteller müssten im Falle einer wirtschaftlichen Krise in China dann auch auf dem asiatischen Absatzmarkt einen Rückgang verkraften.
Stärke dank China
Die Zahl der von deutschen Herstellern in China verkauften Fahrzeuge hat sich in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdreifacht: Von 1,1 auf 3,7 Millionen Autos, berichtete der Unternehmensberater Ernst & Young (EY). Der Anteil Chinas am gesamten Absatz nahm von 12 auf 28 Prozent zu. „Die aktuelle Stärke der deutschen Autohersteller ist ganz maßgeblich dem chinesischen Absatzmarkt zu verdanken“, sagte EY-Partner Peter Fuß. Spätestens nächstes Jahr werde China ohnehin Europa als größten Absatzmarkt für deutsche Autobauer ablösen. Fuß nannte den chinesischen Markt aber „schwierig und risikobehaftet“.
Trotz des seit 18 Monaten langsamsten Wirtschaftswachstums in China im ersten Quartal 2014 wird der Automarkt gegenwärtig durch „Panikkäufe“ von Kunden beflügelt, die in weiteren Metropolen neue Beschränkungen bei der Autozulassung befürchten. Außer Peking, Tianjin und Shanghai könnten acht weitere Millionenstädte die Zahl der neuen Nummernschilder begrenzen, hieß es in Medienberichten. Quelle: APA