Beijing: GRC fordert gemeinsame Standards in Forschung und Forschungsföderung

Beijing – Der Austausch über weltweit interessierende Fragen der Forschung und Forschungsförderung stand im Mittelpunkt des dritten Jahrestreffens des Global Research Council (GRC) in Beijing, das am Mittwoch zu Ende gegangen ist. Auf dem dreitägigen Treffen berieten Spitzenvertreterinnen und -vertreter von mehr als 60 Forschungsförder- und Forschungsorganisationen über Maßnahmen, mit denen die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und der freie Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen (Open Access) auf eine gemeinsame Grundlage gestellt werden können.

Deutschland wurde dabei von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und deren Präsidenten Professor Dr. Peter Strohschneider vertreten.

Der GRC ist ein freiwilliger, informeller Zusammenschluss der Präsidenten und Vorsitzenden von Forschungs- und Forschungsförderorganisationen (Heads of Research Councils) aus der ganzen Welt. Er wurde 2012 im Rahmen des „Global Summit on Merit Review“ in Washington, DC, gegründet, der von der amerikanischen National Science Foundation (NSF) ausgerichtet wurde.

Maßgeblich beteiligt an der Gründung waren der ehemalige NSF-Direktor Dr. Subra Suresh und der damalige DFG-Präsident Professor Dr.-Ing. Matthias Kleiner. Der GRC repräsentiert das Gros der öffentlichen, nicht direkt von Regierungen getragenen Forschung und Forschungsförderung und will die internationale Kooperation in der Forschung und zwischen Forschungsförderorganisationen stärken.

Durch regelmäßige vorbereitende Konferenzen in den verschiedenen Weltregionen und sein Jahrestreffen bietet er ein Forum, aktuelle Fragen, die sich durch die Globalisierung und die Internationalisierung von Wissenschaft und Forschung sowie deren Förderung ergeben, zu diskutieren und die Ergebnisse in gemeinsame Empfehlungen einfließen zu lassen.

Das diesjährige Treffen des GRC wurde gemeinsam von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS) und der National Science Foundation of China (NSFC) sowie dem kanadischen Natural Sciences and Engineering Research Council (NSERC) ausgerichtet.

Im Rahmen einer feierlichen Eröffnungszeremonie in der Großen Halle des Volkes hielt Ministerpräsident Li Keqiang eine viel beachtete Rede, in der er unter anderem die Bedeutung offener Entwicklungsmöglichkeiten, des geistigen Eigentums sowie der erkenntnisgeleiteten Forschung für ein leistungsfähiges Wissenschaftssystem hervorhob.

Am zweiten Tag fanden die Plenarberatungen im Chinesisch-Deutschen Zentrum für Wissenschaftsförderung (CDZ) statt, das von der DFG und ihrer Partnerorganisation NSFC im Jahr 2000 eröffnet wurde und seitdem einen maßgeblichen Anteil am Ausbau der wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern hat.

DFG-Präsident Strohschneider unterstrich auf der Abschlusssitzung in einer Rede die Bedeutung von Wissenschaft und Forschung für die gesellschaftliche Entwicklung und wirtschaftliche Innovationen. „Damit sie ihre Leistungsfähigkeit voll entfalten können, benötigen Wissenschaft und Forschung neben möglichst guter Förderung auch entsprechende Freiräume. Zu ihnen kann der GRC einen bedeutsamen Beitrag leisten.

Bei wichtigen übergreifenden Themen wie den Prinzipien multilateraler Wissenschaftskooperation, guter wissenschaftlicher Praxis, der Nachwuchsförderung oder Open Access ermöglicht er internationale Abstimmungsprozesse, die zur weltweiten Wirksamkeit solcher Prinzipien erheblich beitragen können,“ so Strohschneider.

Der von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Beijing verabschiedete Aktionsplan zur Stärkung des wissenschaftlichen Nachwuchses sieht vor allem Prinzipien wie frühe Unabhängigkeit, Chancengleichheit und interdisziplinäre Zusammenarbeit als entscheidend an, um Wissenschaft und Forschung für künftige Generationen attraktiv zu halten. Zugleich setzt sich der GRC für möglichst breite Förder- und Qualifizierungskonzepte ein, um junge Forscherinnen und Forscher auf zunehmend globalisierte Wissenschaftsordnungen vorzubereiten.

Zweites Thema war die Umsetzung des Aktionsplans, der den freien Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen auf eine gemeinsame Grundlage stellen soll. Der Plan war im vergangenen Jahr auf dem zweiten GRC-Treffen verabschiedet worden, das die DFG zusammen mit dem brasilianischen Nationalen Forschungsrat (CNPQ) in Berlin ausgerichtet hatte. „Open Access ist ein prägendes Merkmal der wissenschaftlichen Kommunikation in den kommenden Jahren und kann den freien Austausch von Forschungsdaten und -ergebnissen ganz erheblich verbessern – und damit auch die Qualität von Forschung“, betonte dazu DFG-Präsident Strohschneider.

Wie eine im Vorfeld des Pekinger Treffens unter mehr als 100 Forschungs- und Forschungsförderorganisationen durchgeführte Umfrage zeigt, haben viele von ihnen Open Access bereits in ihre Förderrichtlinien aufgenommen und eine Fülle unterstützender Maßnahmen initiiert. Zugleich artikulieren die Organisationen den Wunsch, die Richtlinien zur Bereitstellung von Forschungsergebnissen im Open Access stärker aufeinander abzustimmen; hierzu biete der GRC ein herausragendes Forum.

Im Vorfeld des Treffens war das Governing Board des GRC zusammengekommen. Zu seinem neuen Vorsitzenden wurde der Präsident der CAS, Professor Dr. Bai Chunli, gewählt, der damit DFG-Präsident Strohschneider ablöst, der dem Gremium als stellvertretender Vorsitzender weiter angehört. Am Rande des Treffens führte der DFG-Präsident unter anderem Gespräche mit dem Präsidenten der NSFC, Professor Dr. Yang Wei, und dem Vorsitzenden des Academic Board der Israel Science Foundation, Professor Dr. Benjamin Geiger.

Mit der neuen Direktorin der NSF, Dr. France A. Córdova, unterzeichnete Strohschneider einen Letter of Intent über eine Zusammenarbeit zwischen DFG und NSF beim Austausch von Postdoktoranden, die im Rahmen des NSF-Programms CAREER gefördert werden. Im Anschluss an das GRC-Treffen wird Strohschneider auch mit dem deutschen Botschafter in China, Michael Clauss, zu einem Gespräch zusammenkommen.

Das nächste Jahrestreffen des GRC soll im Mai 2015 in Tokio stattfinden. Gemeinsame Ausrichter sind die Japan Society for the Promotion of Sciences (JSPS), die Japan Science and Technology Agency (JST) und die südafrikanische National Research Foundation (NRF). Als zentrale Themen wurden die Förderung von Grundlagenforschung und die Rolle von Forschungsförderorganisation beim Aufbau von Forschungskapazitäten vereinbart, um die wissenschaftliche Kooperation mit Schwellen- und Entwicklungsländern auf eine längerfristig tragfähige Grundlage zu stellen.