Berlin fordert mehr Langstrecken-Verbindungen

BERLIN – Im internationalen Vergleich lag die Metropolregion Berlin – Brandenburg schon vor der Corona- Krise mit sieben Langstreckenverbindungen nur auf dem 22. Platz (zwischen Budapest und Kiew). Aktuell gibt es lediglich eine direkte Langstreckenverbindung. Interkontinentale Direktflüge sind jedoch ein wichtiger Baustein für das Wirtschaftswachstum nach der Krise und die Internationalisierung der Wirtschaft in der Metropolregion. So kann eine zusätzliche Langstreckenverbindung bis zu 250 zusätzliche Firmenbeziehungen nach sich ziehen.

Positive Effekte ergeben sich auch aus der besseren Vernetzung mit den Zieldestinationen sowie erwartbar höhere Direktinvestitionen in Berlin. Bislang fehlen interessierten Anbietern jedoch die Flugrechte für Berlin. Die Partner der Initiative für mehr Langstrecken fordern deshalb die Politik auf, mehr Flugrechte zu vergeben, damit die Metropolregion Berlin – Brandenburg gerade angesichts der sich abzeichnenden Erholung des Luftverkehrs nicht noch weiter hinter die internationale Standortkonkurrenz zurückfällt.

Die Etablierung neuer Langstreckenverbindungen ist nicht nur eine unternehmerische, sondern auch eine (bundes-) politische Entscheidung: Luftverkehrsbeziehungen zwischen den Staaten werden überwiegend durch bilaterale Abkommen geregelt. Sie legen u.a. fest, welche Flughäfen angeflogen werden und wie oft. Langstreckenflüge stärken nachweislich die wirtschaftliche Basis einer Wirtschaftsregion. Sie sind eine Voraussetzung für die Ansiedlung international ausgerichteter Unternehmen mit hoher Wertschöpfung und gut bezahlten Arbeitsplätzen. Deshalb haben Kammern, Verbände und Institutionen in Berlin und Brandenburg 2018 eine Initiative für mehr Langstreckenverbindungen ins Leben gerufen, um von der Bundespolitik die Öffnung des Marktes für weitere Airlines am BER zu fordern.

Jan Eder, Hauptgeschäftsführer IHK Berlin: „Der beste Zeitpunkt zum Handeln ist jetzt. So kurz vor den Sommerferien beflügeln die sinkenden Inzidenzen und die fortschreitende Impfkampagne den Reiseverkehr enorm, sodass auch die Debatte um den Ausbau der Langstreckenverbindungen wiederbelebt werden muss. Berlin ist die Hauptstadt der größten und wichtigsten Volkswirtschaft Europas und auch ihr wissenschaftlicher Hotspot. Folglich ist es unerlässlich, dass Geschäftsreisende, Politiker, Diplomaten, Wissenschaftler und Touristen auf ein breites und international mit anderen Hauptstädten wie Paris oder London vergleichbares Netz an Langstreckenverbindungen zurückgreifen können – nur das wird der Hauptstadtregion gerecht. Seit Langem zeigen mehrere internationale Fluggesellschaften großes Interesse daran, den BER als Destination in ihr Angebot aufzunehmen. Auf politischer Ebene müssen deshalb schnellstmöglich neue Flugrechte ausgehandelt werden, damit die Metropolregion Berlin-Brandenburg nicht den Anschluss an die Weltspitze verliert. Wir dürfen den Neustart in der Nach-Corona-Zeit nicht verschlafen!“

Burkhard Kieker, Geschäftsführer visitBerlin: „Die internationale Luftfahrt muss sich pandemiebedingt neu aufstellen. Das ist eine große Chance für Berlin und den BER, mit der Langstrecken-Initiative neue Flugverbindungen für die Hauptstadtregion zu akquirieren. Bei der Ansprache ausgewählter Zielorte und Fluggesellschaften setzen wir dabei weiter auf die enge Zusammenarbeit im Kreise der breit aufgestellten Initiative. Berlin ist die Hauptstadt der größten und wirtschaftsstärksten Volkswirtschaft Europas und wir freuen uns über das Interesse von Emirates Airline künftig das wirtschaftlich starke Dubai mit Berlin zu verbinden.“

Engelbert Lütke Daldrup, Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH: „Deutschland braucht mehr internationale Flughäfen, die interkontinental direkt angebunden sind. Mit seiner modernen Infrastruktur und dem komfortablen, 360.000 Quadratmeter großen Terminal ist der Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt bestens dafür aufgestellt, deutlich mehr Langstreckenverbindungen anzubieten. Menschen aus aller Welt wollen auf direktem Weg in die Hauptstadtregion fliegen und keine Umwege von Tausenden Kilometern in Kauf nehmen. Das ist nicht nur unbequem und unwirtschaftlich, sondern auch unökologisch.“

Dieter Hütte, Geschäftsführer der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg: „Die Anbindung des Flughafens Berlin-Brandenburg an das Langstreckennetz ist für die internationale Wirtschaft in Brandenburg sowie die Forschungs- und Wissenschaftslandschaft unserer Region von großer Bedeutung. Der Geschäftstourismus wird davon dann profitieren, weil damit auch die Übernachtungszahlen sowie die Tagungen und Kongressen sicherlich weiter zunehmen werden.“

Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB): „Die Weltwirtschaft erholt sich spürbar, die Nachfrage zieht merklich an. Das sind gute Voraussetzungen auch für Berlin und Brandenburg, wieder in die Wachstumsspur zurückzufinden. Zudem entwickelt sich die Region zu einem der wichtigsten Automotive-Standorte Europas, und die Digitalwirtschaft expandiert nirgends so schnell wie hier. Berlin muss auch als Messe- und Kongressstandort wieder stärker ins internationale Sichtfeld rücken. Das würde Impulse für viele weitere wichtige Branchen in der Stadt bedeuten. Deshalb sind zusätzliche Langstrecken-Flüge zum BER für den Neustart eine wichtige Voraussetzung. Die Hauptstadt braucht eine Brücke zu anderen Kontinenten, um im Wettbewerb mit Metropolen wie London oder Paris auf Augenhöhe agieren zu können.“

Christian Andresen, Präsident Hotel- und Gaststättenverband Berlin e. V: „Für die Metropolregion und den Flughafen BER sind neue Langstreckenanbindungen jetzt noch wichtiger als vor der Krise! Es braucht eine Aufbruchsstimmung. Internationale Messe- und Kongressbesucher sowie Touristen sind leichter von einem Besuch unserer tollen Stadt zu überzeugen, wenn diese direkt angeflogen werden kann. Der neue BER bietet neue Chancen für die Hauptstadtregien – es muss eine Selbstverständlichkeit sein, dass Berlin nicht nur über Drehkreuzflughäfen angeflogen werden kann.

Dr. Stefan Franzke, Geschäftsführer Berlin Partner: „Ich verstehe, dass man mit dem Blick aus der Kranichperspektive in der Vergangenheit auf Frankfurt/Main und München gesetzt hat. Ich verstehe aber nicht, dass die Bundesregierung nicht mit Vollgas für ihre Hauptstadt einen Hub für die Langstrecke aufbaut. Den benötigen wir dringend. 70 Prozent der außereuropäischen Passagiere, die vor der Pandemie nach Frankfurt kommen, wollen nach Berlin. Dieser häufig unnötige Umweg ist fragwürdig – erst recht im Hinblick auf die Umwelt, aber auch bei Ansiedlungsgesprächen mit internationalen Unternehmen.“