Berlin – Künstliche Intelligenz (KI) treibt die technologische Entwicklung zurzeit branchenübergreifend voran. Die Region Berlin-Brandenburg profitiert von der Entwicklung: Fast die Hälfte der deutschen KI-Gründungen erfolgt hier. Mittlerweile entwickeln mehr als 200 Unternehmen Innovationen mit Künstlicher Intelligenz und erwirtschaften rund 8 Prozent des Umsatzes im Bereich der Daten- & Software-Dienstleister.
Die Technologiestiftung hat diese und viele weitere Zahlen und Fakten für die erste branchenübergreifende Studie zu Künstlicher Intelligenz in Berlin-Brandenburg ermittelt und um Zahlen der Wirtschaftsförderung Brandenburg ergänzt. Heute wurde die Studie, die von der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft und Energie in Auftrag gegeben wurde, veröffentlicht.
Christian Rickerts, Staatssekretär bei der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe: „Die Studie bietet eine erste richtige Vermessung zum Thema KI als Bestandteil unseres erfolgreichen digitalen Ökosystems. Berlin ist der maßgebliche Standort für Künstliche Intelligenz. Diese dynamische Entwicklung wollen wir strategisch begleiten und stärken. Zudem helfen wir den Bezirken und Behörden, ihre Datensätze zu öffnen und anwendbar zu machen.“
Nicolas Zimmer, Vorstandsvorsitzender der Technologiestiftung Berlin: „Von den Unternehmen, die sich in unserer Region mit Künstlicher Intelligenz beschäftigen, wurden fast die Hälfte erst 2014 und später gegründet. Das zeigt, wie dynamisch sich die Entwicklung vollzieht. Berlin-Brandenburg sollte den Bereich strategisch weiterentwickeln. Mehr Studienplätze, Leuchtturmprojekte zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und auch mit den Verwaltungen sowie mehr öffentliche Sichtbarkeit des Themas würden die wichtige technologische Entwicklung noch stärker in der Region verankern und auch die traditionelle Wirtschaftsunternehmen für diesen wichtigen Zukunftstrend fit machen.“
Sprach- und bildverstehende, autonome und kollaborative Systeme: Künstliche Intelligenz – einst ein Nischenfach der Informatik – hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt. Wo die Umgebung über Sensoren oder Zähler in Form von digitalen Daten erfasst werden kann, können die Daten immer schneller verarbeitet werden. Mittlerweile „lernen“ Datenverarbeitungssysteme, treffen auf der Grundlage der Daten Entscheidungen, kommunizieren mit anderen Maschinen und imitieren in einem allerdings noch stark eingegrenzten Bereich menschliche Intelligenz.
Gesundheitsapps, die Vitaldaten ihrer Nutzer*innen auswerten und auf dieser Datenbasis Gesundheitstipps weitergeben, oder Internetsuchmaschinen, die die Bilder im Netz immer besser „lesen“ können, sind zwei Beispiele für Künstliche Intelligenz, die beim Endverbraucher ankommen. Künstliche Intelligenz verändert zurzeit aber vor allem Geschäftsprozesse und Produktion. Hier liegt auch der Schwerpunkt der Berliner KI-Unternehmen. 36 Prozent arbeiten im Bereich Business Intelligence/Prozessmanagement und erwirtschaften 43 Prozent des Umsatzes der KI-Unternehmen. Es folgen die Bereiche Health, in dem 10 Prozent der Unternehmen tätig sind und 15 Prozent des Umsatzes erwirtschaften, sowie der Mobilitätsbereich mit 9 Prozent der Unternehmen und einem Umsatzanteil von 14 Prozent.
Die öffentliche Aufmerksamkeit ziehen vor allem die KI-Unternehmen auf sich, die in den letzten Jahren sehr erfolgreich Venture Capital (VC) eingeworben und dafür gesorgt haben, dass in Berlin ein auch im Vergleich mit Frankreich und Großbritannien deutlich über dem Durchschnitt liegendes VC-Engagement zu verzeichnen ist (6,4 Millionen Euro pro Unternehmen in Berlin-Brandenburg gegenüber 6,1 Millionen in Deutschland und 5,1 Millionen in Großbritannien). Dabei entfielen 70 Prozent des VC auf fünf Unternehmen, von denen drei im Bereich Business Intelligence und Prozessmanagement tätig sind und zwei dem Gesundheitsbereich zugehören.
Diese fünf VC-finanzierten Unternehmen sind allerdings keine typischen Repräsentanten des Berliner KI-Bereiches. Insgesamt sind die Berliner KI-Unternehmen eher klein, was auch damit zu tun hat, dass sie sehr jung sind. Fast die Hälfte (49 Prozent) beschäftigen zwischen 1 und 10 Mitarbeiter*innen. Sie entwickeln vor allem wissensbasierte Expertensysteme (26 Prozent), Sprach- (21 Prozent) sowie Bildverstehende Systeme (15%).
Die Prognosen zur weiteren Umsatzentwicklung gehen zwar auseinander, je nachdem wie die Expert*innen die allgemeine Entwicklung einschätzen. Alle stimmen aber darin überein, dass der Umsatz in diesem Bereich stetig anwachsen wird.
Berlin-Brandenburg erfüllt alle Voraussetzungen, um die Chancen zu nutzen: Die Region hat im KI-Bereich exzellente universitäre und außer-universitäre Forschungseinrichtungen, die die technologische Weiterentwicklung wesentlich beeinflussen und auch für qualifizierte Hochschulabsolvent*innen sorgen, die den Technologietransfer über Köpfe sicherstellen. Überdies sind sie wesentlich daran beteiligt, dass öffentliche Fördergelder in den Bereich fließen. 2017 waren es fast 20 Millionen Euro.