BOOKING: Polizei ermittelt wegen Steuerhinterziehung

NORWALK – Mit seinen Geschäften in der Tourismusbranche verdient der US-Konzern Booking Millionen – auch in Europa. Die Finanzpolizei in Italien schaute nun genauer hin: Womöglich hat das Reiseunternehmen mehr als 150 Millionen Euro Steuern hinterzogen.

Ermittler der Finanzpolizei im norditalienischen Genua ermitteln wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe gegen einen der größten Anbieter von Online-Reisebuchungen. Wie die Polizei auf Nachfrage bestätigte, handelt es sich um das in den Niederlanden ansässige US-Unternehmen Booking.com. Der Mitteilung zufolge wird der Firma vorgeworfen, in den Jahren zwischen 2013 und 2019 Mehrwertsteuer in Höhe von mehr als 150 Millionen Euro hinterzogen zu haben.

Booking bestätigte auf Nachfrage, den Bericht der Behörden erhalten zu haben und kündigte an, mit ihnen kooperieren zu wollen. Die Ermittler hatten nach eigenen Angaben 2018 damit begonnen, in der Gegend um Genua, der Hauptstadt der italienischen Region Ligurien, Unterkünfte unter die Lupe zu nehmen. Es habe sich herausgestellt, dass Booking.com Rechnungen ohne Mehrwertsteuer ausgestellt habe, indem die Umkehrung der Steuerschuldnerschaft (Reverse-Charge-Verfahren) angewandt wurde. Das führte demnach letzten Endes dazu, dass Booking in Italien keine Steuern deklarierte.

Erst vor Kurzem hatte es in den Niederlanden scharfe Kritik an Booking gegeben, nachdem die Vorstandsgehälter des Unternehmens bekannt geworden waren. Politiker in Den Haag beklagten, dass Booking-Chef Glenn Fogel 2020 mit 7,1 Millionen Dollar und Finanzchef David Goulden mit 24 Millionen Dollar entlohnt wurden. Anfang Juni teilte der Konzern mit, dass er 110 Millionen Dollar staatliche Corona-Beihilfen zurückzahlen werde. Allein 78 Millionen Dollar davon gingen demnach zurück an die Niederlande, den Sitz der größten Booking-Tochter. (cri/dpa/rts)