BRICS: Weg in eine neue globale Währungsordnung?

KAZAN – Die jüngsten Gespräche auf dem BRICS-Gipfel in Kazan, Tatarstan, könnten die Weichen für eine neue Ära der globalen Finanzwelt stellen. Die Diskussion um eine gemeinsame Währung, ergänzt durch digitale Zahlungssysteme wie BRICS Pay und Kryptowährungen, markiert einen potenziell historischen Wendepunkt in der internationalen Wirtschaftsordnung. Die BRICS-Staaten, bestehend aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, erweitert um neue Mitglieder wie Iran, Ägypten, Äthiopien und die Vereinigten Arabischen Emirate, haben sich zusammengeschlossen, um eine Alternative zur Dominanz des US-Dollars zu schaffen.

Die Einführung einer gemeinsamen Währung würde nicht nur die wirtschaftliche Zusammenarbeit innerhalb des Blocks stärken, sondern auch die Abhängigkeit vom US-Dollar reduzieren. Dieser Schritt könnte den Handel innerhalb der Gruppe fördern und ihre globale Finanzposition verbessern. Die Entwicklung einer solchen Währung ist jedoch komplex und erfordert eine sorgfältige Abwägung der wirtschaftlichen und politischen Implikationen. Die BRICS-Staaten stehen vor der Herausforderung, eine Balance zwischen nationalen Interessen und dem gemeinsamen Ziel einer stärkeren wirtschaftlichen Unabhängigkeit zu finden.

Experten sind sich uneins über die Realisierbarkeit einer gemeinsamen Währung. Während einige die Vorteile einer solchen Initiative hervorheben, weisen andere auf die Schwierigkeiten hin, die mit der Integration unterschiedlicher Wirtschaftssysteme und Währungspolitiken verbunden sind. Die New Development Bank (NDB) der BRICS-Staaten könnte eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung spielen, indem sie günstigere Kredite ohne ideologische Auflagen anbietet und somit eine attraktive Finanzierungsalternative darstellt.

Die Einführung von BRICS Pay und die Erörterung von Kryptoangeboten zeigen das Bestreben der BRICS-Staaten, moderne Finanztechnologien zu nutzen und ein eigenes Zahlungssystem zu etablieren. Dies könnte eine größere finanzielle Inklusion ermöglichen und die Effizienz des grenzüberschreitenden Handels verbessern. Die Plattform steht auch Nicht-BRICS-Ländern offen und bietet eine Alternative zum SWIFT-System, was die globale Handelsdynamik weiter verschieben könnte.

Die geopolitischen Spannungen und die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen machen die Diskussion um eine BRICS-Währung besonders relevant. Die Initiative könnte die Machtverhältnisse im globalen Finanzsystem neu ordnen und zu einer diversifizierteren und möglicherweise gerechteren Wirtschaftsordnung führen. Die Zukunft des Projekts hängt jedoch von vielen Faktoren ab, einschließlich der politischen Willensbildung innerhalb der BRICS-Staaten und der Reaktion der internationalen Gemeinschaft.

Die BRICS-Staaten haben bereits erste Schritte unternommen, um ihre Unabhängigkeit vom US-Dollar zu erhöhen. So hat China bereits 50% seines globalen Handelsvolumens nicht mehr in US-Dollar abgewickelt, was signifikante Auswirkungen auf den Agrarsektor in westlichen Ländern hatte. Russland und die Türkei haben vereinbart, ihren Handel in lokalen Währungen abzuwickeln, und die Türkei darf nun in Rubel bezahlen, während russische Unternehmen in türkischer Lira zahlen dürfen.

Die Entscheidung für oder gegen eine gemeinsame BRICS-Währung wird weitreichende Konsequenzen haben, nicht nur für die beteiligten Länder, sondern auch für die globale Wirtschaft. Die Diskussionen auf dem Gipfel in Tatarstan könnten der Beginn eines neuen Kapitels in der Geschichte der internationalen Finanzbeziehungen sein. (zai)