BERLIN – Der Bundesverband für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft sorgt sich um den Technologiestandort Deutschland. Vor allem mittelständischen Unternehmen, die hohe technologische Kompetenz besitzen, droht aufgrund mangelnder Liquidität und schleppender staatlicher Hilfe eine Ãœbernahme durch ausländische Investoren. Deutschland droht ein Verlust eigener Gestaltungskraft im Hochtechnologiesektor.
Michael Schumann, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft sieht diese Entwicklung als hausgemacht an:
„Die verzögerten Auszahlungen der Hilfsgelder und die unter anderem unzureichende Anwendung des Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) verschärfen die ohnehin schon angespannte Situation. Eigentlich soll der WSF die Wirtschaft in Folge der Coronavirus-Pandemie unterstützen. Mit einem Gesamtvolumen von bis zu 600 Milliarden Euro soll er Unternehmen Stabilisierungsmaßnahmen zur Stärkung ihrer Kapitalbasis und zur Überwindung von Liquiditätsengpässen bereitstellen, deren Bestandsgefährdung erhebliche Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Deutschland hätte. Doch das funktioniert nur eingeschränkt.“
Viele Hilfsgelder, so Schumann, erreichen die Betriebe nur schleppend, während im gleichen Zug die Liquidität der Unternehmen schmilzt. Dabei handele es sich vielfach um grundsolide Unternehmen. Die Hausbanken seien in vielen Fällen, so die Erfahrungen des BWA, nicht unterstützend tätig, sondern in erster Linie daran interessiert, ihre eigenen Interessen wahrzunehmen. „In diesem Falle sollte der WSF die Unternehmen eigentlich stützen. Für die Gutachter des WSF ist jedoch fehlende Liquidität sogar häufig ein Grund, eine negative Fortführungsprognose zu stellen.“
Schumann weiß darüber hinaus von Fällen zu berichten, wo die gleichen Wirtschaftsprüfer und Berater auf der Seite der betroffenen Unternehmen und auf Seite der Gutachter im Bundeswirtschaftsministerium sitzen. Keine gute Voraussetzung, um Vertrauen in die Politik zu gewinnen oder zu erhalten. Zudem seien die Prüfungen zu kompliziert und zu wenig an volks-, industrie- und standortpolitischen Interessen orientiert. Dies würde auch gesunde Unternehmen, denen es lediglich an Liquidität fehle, in die Hände von Investoren treiben und zwingen, Gestaltungshoheit abzugeben.
Kein Wunder also, dass Unternehmen sich Kapital bei ausländischen Unternehmen suchen oder zur Zielscheibe ausländischer Investoren werden. Die Politik habe den Boden dafür mit bereitet. „Wir befürchten, dass die Gestaltungskraft unserer Unternehmen in vielen Bereichen gerade akut gefährdet ist“, äußert sich der Vorstandsvorsitzende des BWA Bundesverband für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft, Michael Schumann, besorgt. „Dies bedroht mittelfristig auch unsere Technologieführerschaft und die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland.“