China reagiert auf US-Zölle mit Southeast Asia Outreach

PEKING — Während sich der Handelskonflikt zwischen den USA und China unter US-Präsident Donald Trumps drastischen 145-prozentigen Strafzöllen auf chinesische Waren weiter verschärft, begibt sich Chinas Staatspräsident Xi Jinping auf eine diplomatische Mission mit hohem Einsatz in Südostasien. Ziel ist es, regionale Allianzen zu vertiefen und die wirtschaftlichen Folgen aus Washingtons Zolloffensive abzufedern.

Xi wird auf seiner ersten Auslandsreise im Jahr 2025, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am 11. April bekanntgab, Vietnam (14.–15. April), Malaysia und Kambodscha (15.–18. April) besuchen. Die Reise gilt weithin als strategische Antwort auf die jüngste Welle protektionistischer Maßnahmen der USA und ist Teil einer umfassenderen Initiative Pekings, sich als stabilisierende Kraft und wirtschaftlicher Partner in Asien neu zu positionieren.

Handelsspannungen als Katalysator für regionale Neuausrichtung

Chinas außenpolitischer Kurswechsel erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem auch viele seiner Nachbarländer zunehmend in das wachsende Zollnetz der USA geraten. Kambodscha, Vietnam und Malaysia sehen sich mit neuen US-Gegenzöllen von 49 %, 46 % bzw. 24 % konfrontiert. Während diese Staaten diplomatische Gespräche mit Washington aufgenommen haben, um die Auswirkungen abzumildern, nutzt China die Gelegenheit, um sich als Alternative zu präsentieren – mit dem Ziel einer neuen wirtschaftlichen Regionalordnung, nicht unter US-Führung, sondern unter der Chinas.

In einer Rede Anfang der Woche versprach Xi Jinping, die „umfassende Zusammenarbeit mit Chinas Nachbarn zu vertiefen“ – ein klarer Hinweis auf Pläne für den Ausbau bilateraler Handelsbeziehungen, digitaler Infrastruktur, grenzüberschreitender Lieferkettenintegration und auf den verstärkten Einsatz des Yuan als Abrechnungswährung.

Chinas neue Strategie: Resilienz durch regionale Einheit

Zentrale Elemente der neuen chinesischen Südostasien-Strategie sind:

  • Beschleunigung von Seidenstraßen-Projekten in Kambodscha und Malaysia, darunter der Ausbau von Bahnstrecken und Seehäfen.
  • Einführung neuer Freihandels- und Digitalisierungsinitiativen, insbesondere mit Vietnam und den ASEAN-Staaten.
  • Angebot von Vorzugskrediten über die Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) zur Kompensation von US-Handelsverlusten.
  • Förderung der Entdollarisierung im Regionalhandel durch verstärkte Nutzung lokaler Währungen.

Ziel, so chinesische Regierungsvertreter, sei es nicht nur, die unmittelbaren Folgen der US-Zölle abzufedern, sondern die langfristige wirtschaftliche Abhängigkeit von den USA zu verringern und die Region stärker in Richtung China auszurichten.

Tauscht Südostasien die US-Vorherrschaft gegen chinesische Führung?

Die Resonanz auf Chinas diplomatische Charmeoffensive ist gemischt, aber verhalten optimistisch. Für viele südostasiatische Staaten ist die Aussicht auf wirtschaftliche Zusammenarbeit mit China attraktiv, insbesondere angesichts der Unsicherheiten rund um die US-Handelspolitik.

Gleichzeitig betonen regionale Analysten jedoch, dass Bedenken hinsichtlich Souveränität, wirtschaftlicher Abhängigkeit und politischem Einfluss fortbestehen. Vietnam etwa unterhält ein ambivalentes Verhältnis zu China, geprägt von wirtschaftlicher Kooperation, aber auch von historischem Misstrauen und Territorialkonflikten im Südchinesischen Meer.

Einige Länder könnten diese Situation auch als strategisches Fenster begreifen, um beiden Großmächten Zugeständnisse abzuringen. „Südostasien wird nicht blindlings einen Hegemon gegen einen anderen eintauschen“, sagt Dr. Lê Huy Minh, Politikwissenschaftler in Hanoi. „Aber es wird die Rivalität nutzen, um seine eigene strategische Autonomie zu stärken.“

Ausblick: Multipolare Neuausrichtung in Asiens Handelslandschaft

Xi Jinpings diplomatische Initiative markiert einen klaren Kurswechsel weg von westlicher Abhängigkeit – und unterstreicht Chinas Absicht, sich als zentrale Wirtschaftsmacht der Region zu etablieren. Während sich die USA durch zunehmenden Protektionismus selbst isolieren, könnte Pekings Vision einer „Schicksalsgemeinschaft“ für Asien neue Anziehungskraft gewinnen – sofern sie von Vertrauen und konkretem Nutzen begleitet wird.

Ob Südostasien diesen Kurswechsel aktiv mitträgt oder weiterhin versucht, zwischen den beiden Wirtschaftsgiganten zu balancieren, bleibt offen – entscheidend ist, wer in der Region in der Lage ist, nachhaltige Stabilität und partnerschaftliche Entwicklung zu bieten. (hz)