BERLIN – Die globale Halbleiterproduktion ist ein Schlüsselbereich der Weltwirtschaft, in dem asiatische Länder wie Südkorea, Taiwan, Singapur, Malaysia und China eine dominierende Rolle spielen. Mehr als die Hälfte der weltweit gehandelten Chips stammt aus diesen Ländern, wie eine aktuelle Untersuchung des Ifo-Instituts und des Netzwerks EconPol Europe zeigt. Doch auch Deutschland entwickelt sich zunehmend zu einem entscheidenden Standort in der internationalen Halbleiterindustrie – insbesondere im Bereich der Produktionstechnologie und der Bereitstellung von Rohmaterialien.
Deutschland als Schlüsselakteur bei Chipherstellungs-Equipment
Während asiatische Länder bei der Fertigung von Halbleiterprodukten führend sind, liefern Deutschland, Japan, die USA und die Niederlande wesentliche Ausrüstungen und Maschinen, die für die Chipherstellung unverzichtbar sind. „Betrachtet man nicht nur den Handel mit fertigen Chips, sondern auch das Equipment zur Herstellung und die Rohmaterialien, exportiert Deutschland mehr, als es importiert“, erklärte Lisandra Flach, Leiterin des Ifo-Zentrums für Außenwirtschaft, auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Dies unterstreicht die wachsende Bedeutung Deutschlands in der Halbleiter-Wertschöpfungskette.
Die Abhängigkeiten in der globalen Chipproduktion seien laut Flach nicht einseitig, sondern vielmehr wechselseitig: „Die internationale Halbleiterindustrie ist hochgradig vernetzt und basiert auf einer komplexen Arbeitsteilung.“
China und Taiwan führend bei integrierten Schaltkreisen
Dennoch bleiben China und Taiwan weiterhin die wichtigsten Exporteure von integrierten Schaltkreisen und dominieren den weltweiten Handel mit diesen essenziellen Bauteilen. Vor allem für die Herstellung von Standard-Chips und Prozessoren sind diese beiden Länder unverzichtbar.
Südkorea hat sich hingegen als Marktführer bei Speicherchips etabliert und hält in diesem Segment einen erheblichen globalen Marktanteil. Diese Chips sind essenziell für zahlreiche elektronische Geräte wie Smartphones, Computer und Server.
Starke Position bei Leistungshalbleitern und Sensortechnologie
In bestimmten Nischen der Halbleiterproduktion nehmen die USA, Deutschland und Japan eine zentrale Rolle ein. Leistungshalbleiter, die vor allem in der Automobilindustrie und der Energieversorgung eine Schlüsselrolle spielen, werden von diesen Ländern in hohem Maße produziert. Ebenso dominieren sie die Produktion von optischen Chips und innovativen Sensoren, die zunehmend in Bereichen wie autonomem Fahren, Medizintechnik und Industrie 4.0 zum Einsatz kommen.
Diese Spezialisierung auf hochwertige Halbleiterprodukte und fortschrittliche Technologien verschafft Deutschland und seinen Partnerländern einen strategischen Vorteil im globalen Wettbewerb.
Ausblick: Strategische Stärkung der Halbleiterindustrie
Die Untersuchung des Ifo-Instituts verdeutlicht, dass die weltweite Halbleiterproduktion nicht nur von asiatischen Herstellern abhängt, sondern auch maßgeblich von europäischen und nordamerikanischen Akteuren geprägt wird. In Anbetracht globaler Lieferkettenrisiken und geopolitischer Spannungen rücken Investitionen in die europäische Halbleiterfertigung zunehmend in den Fokus politischer Strategien.
Deutschland hat in den letzten Jahren bereits wichtige Schritte unternommen, um seine Position in der globalen Halbleiterindustrie zu stärken. Der Ausbau der heimischen Produktion und die Förderung strategischer Allianzen mit internationalen Partnern könnten in Zukunft entscheidend sein, um die Versorgungssicherheit und technologische Souveränität zu gewährleisten. (zai)