SHANGHAI – Die einst florierende Beziehung zwischen deutschen Autoherstellern und dem chinesischen Markt zeigt Risse. Ãœber Jahrzehnte hinweg war China ein Synonym für Wachstum und Erfolg für Marken wie Volkswagen, Audi, BMW und Daimler-Benz. Doch die Zeiten ändern sich. Volkswagen, einst unangefochtener Marktführer mit einem Marktanteil von 15 Prozent, sieht sich heute mit einem gesunkenen Anteil von nur noch 11 Prozent konfrontiert. Ähnlich ergeht es anderen deutschen Giganten, deren Marktanteile ebenfalls schrumpfen.
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielschichtig. Einerseits stehen deutsche Autobauer vor strukturellen Herausforderungen, wie der Transformation zur Elektromobilität und autonomem Fahren, die erhebliche Investitionen erfordern. Diese Mittel müssen aus dem Verkauf von Verbrenner-Fahrzeugen generiert werden, deren politische Akzeptanz jedoch abnimmt. Andererseits hat sich das Konsumentenverhalten in China gewandelt. Chinesische Käufer, insbesondere die gutverdienenden, bevorzugen zunehmend lokale Marken. Branchenführer wie BYD verzeichnen ein starkes Wachstum und haben sogar Volkswagen in Bezug auf die Verkaufszahlen von Elektrofahrzeugen überholt.
Die deutsche Autoindustrie sieht sich zudem mit hohen Kosten, sinkender Nachfrage und einem schärferen Wettbewerb konfrontiert. Die Inflation und steigende Zinsen wirken sich negativ auf den Neuwagenmarkt aus, während die Nachfrage nach rein elektrischen Autos in Deutschland zurückgeht. Im Gegensatz dazu boomt der Elektroautomarkt in China, wo mittlerweile jedes zweite Auto mit Elektroantrieb fährt.
Die deutschen Autobauer haben auf diese Veränderungen reagiert, indem sie Partnerschaften mit chinesischen Unternehmen eingehen und in Start-ups investieren. Volkswagen beispielsweise hat eine Partnerschaft mit dem chinesischen Autobauer Xpeng geschlossen, die Bereiche wie Elektromobilität, Software und autonomes Fahren umfasst. Trotz dieser Bemühungen bleibt die Zukunft ungewiss, da der chinesische Markt weiterhin von lokalen Marken dominiert wird, die performantere, besser vernetzte und preisgünstigere Fahrzeuge anbieten.
Die deutsche Autoindustrie steht somit an einem Wendepunkt. Um ihre Position in China zu behaupten und wiederzugewinnen, müssen die Hersteller nicht nur in Technologie und Innovation investieren, sondern auch das Vertrauen und die Vorlieben der chinesischen Verbraucher verstehen und ansprechen. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, in dem Anpassungsfähigkeit und strategische Partnerschaften entscheidend sein werden. (hz) Foto: Volkswagen