Deutschland: Meldepflicht für Virus-Verdachtsfälle

Peking/Berlin – In Deutschland müssen ab Samstag auch begründete Verdachtsfälle einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus (2019nCoV) gemeldet werden. Gesundheitsminister Jens Spahn erließ am Freitag eine entsprechende Eilverordnung. Die Zahl der bekannten Fälle lag hierzulande zunächst weiter bei sechs. In dem Ursprungsland China stieg unterdessen die Zahl der Todesfälle auf 213 bei knapp 10.000 Infizierten. Erste Fälle wurden zudem unter anderem aus Russland, Großbritannien und Italien gemeldet. Zahlreiche Staaten erließen Reisewarnungen und fliegen ihre Staatsbürger aus, darunter Deutschland.

Nach Angaben des Robert Koch Instituts (RKI) stammen die Betroffenen in Deutschland alle aus Bayern. Es stufte die Gefahr für die deutsche Bevölkerung weiter als gering ein. Das Gesundheitsministerium erklärte, am Samstag sollten etwa 100 Personen aus Wuhan nach Deutschland zurückkehren. „Die Rückkehrer sind gesund“, hieß es auf der Website des Ministeriums. Als Vorsichtsmaßnahme sollten sie trotzdem in einer Unterkunft in Germersheim in Rheinland-Pfalz zwölf bis 15 Tage lang isoliert werden.

CHINA KRITISIERT US-REISEWARNUNG

Die durch das Virus ausgelöste Lungenerkrankung war zuerst in der Metropole Wuhan in der Provinz Hubei nachgewiesen worden. In der Region leben etwa 60 Millionen Menschen, was etwa der Bevölkerung Italiens entspricht. Man sei zuversichtlich, “den Krieg” gegen das neue Coronavirus zu gewinnen, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums in Peking. Es verurteilte später die Entscheidung der USA, wegen des Virus eine Reisewarnung für die Volksrepublik auszusprechen, die es auf eine Stufe mit Irak oder Afghanistan stellt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe empfohlen, Reiseverbote nicht auszusprechen, hieß es in einer Erklärung. Die USA täten nun das Gegenteil. “Das ist wirklich gemein.”

Die WHO hatte die chinesischen Maßnahmen im Kampf gegen das Virus zuletzt gelobt und keine Reise- oder Handelswarnungen empfohlen. China hat zwar mehrere Millionenstädte in Hubei abgeriegelt. Reuters-Reporter sahen aber, wie zahlreiche Menschen eine Brücke über den Jangtse überquerten, die Huanggang in Hubei mit Jiujiang in der Nachbarprovinz Jiangxi verbindet. Ein Polizist sagte, wenn es “besondere Umstände” gebe, könnten Menschen passieren. Huanggang ist eine der am stärksten von dem Virus-Ausbruch betroffenen Städte.

Chinas Industrie bekommt erste Auswirkungen der Epidemie zu spüren. Sie tritt auf der Stelle, wie Daten der Statistikbehörde zeigen. Zwar gingen die Exportbestellungen im Januar vor allem wegen des Handelsstreits mit den USA zurück. Doch der Ausbruch des Coronavirus ist als Risikofaktor hinzugekommen. Experten sind der Ansicht, dass sich das in der Statistik noch nicht voll niederschlägt. Experten rechnen damit, dass die Dienstleistungsbranche den Ausbruch des Virus deutlich zu spüren bekommen dürfte, da viele Chinesen Menschenansammlungen in Geschäften, Restaurants und Kinos vermeiden. An den Börsen führte die Furcht vor den Folgen der Epidemie auch am Freitag zu Kursverlusten. (Reuters)