Berlin – Gerade mit Blick auf konkurrierende Handelsblöcke wie etwa die transpazifische Partnerschaft hat sich Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), für eine schnelle Ratifizierung des EU-Freihandelsabkommens mit Vietnam ausgesprochen.
Die deutsche Wirtschaft hat in Asien nicht nur China im Blick“, sagte Wansleben dem „Handelsblatt“ anlässlich der Reise des deutschen Wirtschaftsministers Peter Altmaier in das südostasiatische Land. „Unsere Unternehmen und wir mit den Deutschen Auslandshandelskammern und Büros (AHKs) pflegen intensive Kontakte auch in andere Regionen des Kontinents.“
Vietnam sei mit seiner jungen, technikaffinen Bevölkerung, einer schnellwachsenden Mittelschicht und konstanten jährlichen Wachstumsraten von gut sechs Prozent auf dem Weg zu einer marktwirtschaftlich orientierten Volkswirtschaft, berichtete der DIHK-Hauptgeschäftsführer.
Damit die deutschen und vietnamesischen Unternehmen stärker von diesen Bedingungen profitieren könnten, plädierte Wansleben dafür, dass „die EU die Ratifizierung des Freihandelsabkommens mit Vietnam mit hoher Priorität angehen“ sollte. Gerade mit Blick auf konkurrierende Handelsblöcke wie zum Beispiel die transpazifische Partnerschaft drohe die EU ansonsten als handelspolitischer Player in der Region abgehängt zu werden.
Insgesamt sollte der gesamte Asean-Raum ins Blickfeld der Handelspolitik der EU rücken, mit dem mittelfristigen Ziel, die bilateralen Abkommen zu einem EU-Asean Abkommen zusammenzuführen, so der DIHK-Hauptgeschäftsführer. „Mit Singapur hat die EU vor kurzem das erste Abkommen in der Region geschlossen, dass noch dieses Jahr in Kraft treten soll, mit Indonesien und den Philippinen sind die Verhandlungen fortgeschritten.“ 2020 übernehme Vietnam schließlich den Asean-Vorsitz, Deutschland halte im zweiten Halbjahr die EU-Ratspräsidentschaft und Indonesien sei Gastland der Hannover Messe – „dies sind weitere Anknüpfungspunkte, um die Zusammenarbeit transregional zu intensivieren.“
„Die Erfolge der deutschen Wirtschaft im internationalen Geschäft sind Ergebnis einer breiten weltweiten Aufstellung und Risikodiversifizierung“, fügte er hinzu. Viele deutsche Unternehmen feierten seit Jahrzehnten große Erfolge in der Asien-Pazifik-Region. „Insgesamt beläuft sich der außereuropäische Handel deutscher Unternehmen mit der Asien-Pazifik Region auf 40 Prozent.“ Die deutschen Direktinvestitionen in der Region inklusive China seien seit 2011 um 50 Prozent gestiegen und summierten sich auf weit über 170 Milliarden Euro. „Eine aktuelle Umfrage des DIHK, ‚Going International‘, bestätigt, dass sich auch im laufenden Jahr der Großteil der Volkswirtschaften in diesem Wirtschaftsraum überwiegend positiv entwickeln wird. Das bietet weiterhin enorme Marktchancen für deutsche Unternehmen.“
Dennoch sehen sich deutsche Unternehmen laut Wansleben auch mit Herausforderungen in der Region konfrontiert: „Aus dem Kreise der weit über 10.000 Mitgliedsunternehmen unserer Büros in der Region hören wir, dass zum Beispiel schwelende Handelsstreitigkeiten, administrative Hürden oder zunehmende Standortkosten wie in China oder auch in Vietnam sich negativ auf die Geschäftserwartungen der Unternehmen auswirken.“ Umso wichtiger sei es, Gespräche vor Ort, auch mit hochrangiger politscher Begleitung, zu führen.