Erdbeben in Myanmar fordert 3.354 Tote

MANDALAY, Myanmar — Die Nachwirkungen des verheerenden Erdbebens der Stärke 7,7, das am 28. März das Zentrum Myanmars erschütterte, sind weiterhin spürbar. Laut aktualisierten Angaben der Staatsmedien ist die Zahl der Todesopfer auf 3.354 gestiegen. Weitere 4.850 Menschen wurden verletzt, 220 werden noch vermisst – damit zählt die Katastrophe zu den schwersten Naturunglücken in Südostasien der letzten Jahre.

Das Epizentrum lag nahe Mandalay, der zweitgrößten Stadt des Landes. Das Beben hinterließ eine Schneise der Verwüstung in Zentral-Myanmar, zerstörte ganze Dörfer und trieb Zehntausende in die Flucht. Während die Such- und Rettungsarbeiten in die zweite Woche gehen, hat die Vereinten Nationen einen dringenden internationalen Appell zur humanitären Hilfe gestartet.

UN und Nachbarländer leisten Hilfe

Bei einem Besuch in den betroffenen Gebieten beschrieb UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher das Ausmaß der Zerstörung als „erschütternd“ und schrieb auf der Plattform X: „Verlorene Leben. Zerstörte Häuser. Zerschlagene Existenzen. Aber die Widerstandsfähigkeit ist beeindruckend. Die Welt muss hinter dem Volk von Myanmar stehen.“

Fletcher besuchte schwer beschädigte Gebiete in und um Mandalay, wo lokale Freiwillige weiterhin unter extremen Bedingungen durch Trümmer graben – bei gleichzeitigem Mangel an medizinischer Versorgung, Nahrungsmitteln und sauberem Wasser.

Nachbarländer reagierten zügig. China und Indien entsandten Notfallteams, Zelte und Lebensmittel. Thailand, Laos und Singapur koordinierten Lufttransporte von Rettungspersonal und Hilfsgütern. Die ASEAN aktivierte ihr Katastrophenhilfesystem über das AHA Centre, um die Verteilung der Hilfe effizient zu gestalten.

US-Hilfe durch Budgetkürzungen beeinträchtigt

Die USA, vormals größter humanitärer Geber Myanmars, sagten zwar Hilfen in Höhe von 9 Millionen US-Dollar zu. Doch interne Umstrukturierungen und Kürzungen bei USAID beeinträchtigen die Einsatzfähigkeit massiv. Mehrere Mitarbeiter erhielten laut einem früheren USAID-Beamten ihre Kündigung erst nach Ankunft im Katastrophengebiet – ein herber Schlag für die Koordination mit lokalen NGOs und den Einsatz vor Ort.

Trotz dieser Herausforderungen sind von den USA finanzierte NGOs sowie UN-Organisationen weiterhin in besonders betroffenen Regionen wie Sagaing, Magway und dem Shan-Staat aktiv – auch wenn Erdrutsche und beschädigte Infrastruktur den Zugang erschweren.

Anhaltende Herausforderungen: Nachbeben und Isolation

Mehrere Nachbeben, darunter eines der Stärke 5,2 am 31. März, erschweren die Rettungsarbeiten zusätzlich. Viele Überlebende trauen sich nicht zurück in ihre beschädigten Häuser. Der Zugang zu abgelegenen Dörfern ist vielfach durch Erdrutsche blockiert, und die Kommunikationsinfrastruktur ist insbesondere in ländlichen und konfliktgeprägten Gebieten stark eingeschränkt.

Hilfskonvois sind deshalb zunehmend auf Luftbrücken und Flusswege angewiesen. Die UN warnen vor sekundären Krisen: drohende Krankheitsausbrüche, Nahrungsmittelknappheit und langfristige Vertreibung könnten die Lage weiter verschärfen. Schätzungsweise eine Million Menschen benötigen dringend Unterkunft, medizinische Hilfe und psychosoziale Unterstützung.

Hoffnung inmitten der Trümmer

Trotz der dramatischen Lage gibt es Berichte über Solidarität und Überlebenswillen. In Mandalay haben buddhistische Mönche ihre Tempel für obdachlose Familien geöffnet. Lokale Techniker errichteten Notfall-Kommunikationszentren mit Satellitentelefonen, und zahlreiche Freiwillige – darunter Studierende und Bauern – bilden Basisnetzwerke für Hilfe, um staatliche Lücken zu füllen.

Ein globaler Aufruf

Mit dem näher rückenden Monsun warnen internationale Organisationen, dass die Zeit knapp wird, um provisorische Unterkünfte zu errichten und eine weitere humanitäre Eskalation zu verhindern. Die UN haben einen Notfall-Hilfeplan über 75 Millionen US-Dollar für die nächsten drei Monate vorgestellt.

Während Myanmar mit dem Ausmaß des Verlustes ringt, richtet sich der Blick auf die Frage, wie nachhaltig und koordiniert die internationale Hilfe sein wird – gerade angesichts geopolitischer Spannungen und des schwindenden Engagements westlicher Staaten gegenüber der von Militärs geführten Regierung. (zai)