BANGKOK/MANDALAY – Das katastrophale Erdbeben der Stärke 7,7, das Myanmar am 28. März erschütterte, fordert weiterhin Menschenleben. Die bestätigte Zahl der Todesopfer ist auf über 1.900 in Myanmar gestiegen, während in Thailand mindestens 23 Menschen ums Leben kamen, darunter 18 in Bangkok. Rettungskräfte suchen weiterhin fieberhaft nach Überlebenden, doch starke Nachbeben erschweren die Hilfsmaßnahmen in den am schlimmsten betroffenen Regionen.
Schlimmstes Erdbeben in Myanmar seit über einem Jahrhundert
Das Epizentrum des Bebens lag in der Region Sagaing, nahe der historischen Stadt Mandalay, einer Metropole mit 1,5 Millionen Einwohnern. Es ist das tödlichste Naturereignis in Myanmar seit Jahrzehnten. Die Behörden berichten von mindestens 3.900 Verletzten und über 350 Vermissten, während Experten warnen, dass die tatsächliche Opferzahl erst in den kommenden Wochen bekannt werden könnte.
Das US Geological Survey (USGS) schätzt, dass die endgültige Zahl der Todesopfer über 10.000 betragen könnte, da das Ausmaß der Zerstörung noch nicht vollständig erfasst ist. Zahlreiche Brücken und Gebäude stürzten ein, was ganze Ortschaften von der Außenwelt abschnitt. Besonders dramatisch ist der Einsturz einer wichtigen Brücke über den Irrawaddy-Fluss, der Rettungseinsätze zusätzlich erschwert. Stromausfälle und zusammengebrochene Kommunikationssysteme behindern die Hilfsmaßnahmen erheblich.
Bangkok in Schock – Hochhaus eingestürzt
Obwohl das Epizentrum in Myanmar lag, war die Erschütterung bis nach Bangkok, rund 1.300 Kilometer entfernt, zu spüren. Dort kam es zum Einsturz eines im Bau befindlichen Hochhauses, bei dem 11 Menschen starben und Dutzende unter den Trümmern eingeschlossen wurden. Sieben weitere Todesfälle wurden in anderen Teilen der Stadt bestätigt.
Die thailändische Regierung bestätigte, dass mindestens 80 Menschen noch vermisst werden. Premierministerin Paetongtarn Shinawatra hat sofortige Notfallmaßnahmen eingeleitet und sowohl den thailändischen Bürgern als auch den Millionen von Touristen im Land versichert, dass Sicherheit und Rettungseinsätze oberste Priorität haben.
Internationale Hilfe erreicht Myanmar – Bürgerkrieg erschwert Einsätze
Die Militärregierung Myanmars, die sich zunehmendem internationalen Druck ausgesetzt sieht, hat ungewöhnlicherweise um ausländische Hilfe gebeten. Teams der Vereinten Nationen, des Roten Kreuzes und benachbarter Länder sind bereits eingetroffen, um Rettungseinsätze zu unterstützen.
Doch Myanmars anhaltender Bürgerkrieg seit 2021 hat das Land stark destabilisiert. Zerstörte Gesundheitsinfrastruktur und Millionen von Menschen, die bereits unter extremen Bedingungen leben, machen die Krise noch dramatischer.
Marie Manrique, Koordinatorin für Myanmar beim Internationalen Roten Kreuz (IFRC), erklärte: „Es gibt nur ein kleines Zeitfenster, um Menschen unter den Trümmern zu retten.“
Nachbeben halten an – Experten warnen vor weiteren Einstürzen
Laut USGS gab es mehrere Nachbeben, das stärkste davon mit einer Magnitude von 6,7. Diese Beben destabilisieren bereits beschädigte Gebäude weiter und erschweren die Rettungseinsätze. Experten warnen, dass die Nachbeben noch wochenlang anhalten könnten, was das Risiko weiterer Einstürze und Erdrutsche erhöht.
Flughafen-Schließungen und Reiseunterbrechungen
Mehrere Regionale Flughäfen in Myanmar bleiben vorerst geschlossen. Zahlreiche Flüge wurden ausgesetzt oder umgeleitet, da Start- und Landebahnen beschädigt sind.
In Thailand sind die Flughäfen Suvarnabhumi und Don Mueang in Bangkok weiterhin in Betrieb, doch Reisende sollten sich auf mögliche Verspätungen einstellen.
Eine Region im Ausnahmezustand – Die Zukunft bleibt ungewiss
Während Myanmar noch versucht, sich von dem verheerenden Beben zu erholen, intensiviert sich die globale humanitäre Hilfe. Doch Herausforderungen bleiben: der Bürgerkrieg, mangelnde Infrastruktur und fehlende Ressourcen erschweren die Versorgung der Opfer.
Hilfsorganisationen warnen, dass das wahre Ausmaß der Katastrophe noch nicht vollständig sichtbar ist – Tausende könnten weiterhin unter Trümmern verschüttet sein.
Mit der Befürchtung, dass die Zahl der Todesopfer weiter steigen wird, gilt dieses Erdbeben bereits als eine der schlimmsten Naturkatastrophen Asiens seit über einem Jahrhundert – ein Ereignis, das die gesamte Region noch lange prägen wird.
Quelle: Reuters, USGS, IFRC, thailändische und myanmarische Behörden