Erste digitale Asien-Pazifik-Konferenz: 750 Teilnehmer

Berlin – Seit mehr als 30 Jahren stellt die Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft (APK) den Austausch zwischen hochrangigen Vertretern aus Politik und Unternehmen aus Deutschland und Asien-Pazifik in den Mittelpunkt. Corona zwang die Organisatoren in diesem Jahr zu einer Neukonzeptionierung. Statt wie geplant in Tokio fand die APK am 19. Oktober rein digital statt.

Mit mehr als 750 Teilnehmern erhielt die APK digital fast ebenso großen Zuspruch wie frühere Konferenzen, die alle zwei Jahre in wechselnden asiatischen Ländern abgehalten wurden. Der organisierende Asien-Pazifik-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (APA) konnte mit seinem neu entwickelten kompakten Online-Format neue Teilnehmer für die Konferenz gewinnen: Eine Live-Umfrage zu Beginn der Konferenz ergab, dass 60 Prozent der Abstimmenden noch nie zuvor an einer APK teilgenommen hatten.

Inhaltlich nahm die APK in vier Diskussionsrunden die wichtigsten Themen für die wirtschaftliche Kooperation zwischen Deutschland, Europa und Asien-Pazifik in den Fokus. Dabei war die Beteiligung von Unternehmern und Ministern aus der Asien-Pazifik-Region in diesem Jahr besonders stark.

Der japanische Wirtschaftsminister Hiroshi Kajiyama sprach mit seinem Hinweis auf die Beschleunigung der Digitalisierung durch die Corona-Pandemie einen Themenkomplex an, der im Panel zu Digitalisierungsstrategien vertieft wurde. Klaus Rosenfeld, Vorstandsvorsitzender von Schaeffler, bezeichnete die grassierende Krankheit als neuen Risiko-Typ, gegen den sich Unternehmen in Zukunft rüsten müssen, spezifisch mit Blick auf Lieferketten.

Arthur Tan, CEO der philippinischen Integrated Micro Electronics, sah mit Blick auf den US-chinesischen Handelskrieg sowie den Brexit die Politik in der Pflicht, die nötigen Rahmenbedingungen für zuverlässige und resiliente Lieferketten zu schaffen.

Wirtschaftsminister Peter Altmaier und APA-Vorsitzender Joe Kaeser bekräftigten ihr Bekenntnis zu Globalisierung, Multilateralismus und freien Handel, der Millionen von Menschen aus der Armut befreit habe. Ein Decoupling birgt laut Kaeser die Gefahr, sich für eine Seite entscheiden zu müssen – eine Gefahr, der sich europäische Unternehmen nicht aussetzen dürften. Die europäische Wirtschaft müsse ihre Stärke im Bereich Innovationen besser ausspielen, etwa bei nachhaltigen technologischen Lösungen, die immer stärker nachgefragt würden. Altmaier betonte derweil die Notwendigkeit einer ambitionierten europäischen Industrie-Politik, um global wettbewerbsfähig zu bleiben.

Im Konflikt zwischen China und den USA wünschten sich 82 Prozent der APK-Teilnehmer strategische Souveränität für die Europäische Union. BASF-Vorstandsvorsitzender Martin Brudermüller betonte, dass die Debatte sich weniger um Beschwerden über chinesische und amerikanische Politik drehen müsse, sondern um eine Entscheidung zu Europas Rolle in der Welt. EU-Handelsgeneraldirektorin Sabine Weyand sah darin den Kurs der Kommission bestätigt. Zwar bleibe das transatlantische Verhältnis „die zentrale Arterie der Weltwirtschaft“ auch auf Basis geteilter Werte, es gebe aber keine Alternative dazu, mit den USA und China zu reden. Neben dem Ausbau handelspolitischer Schutzinstrumente der EU sei ein zentrales Ziel, die WTO gemeinsam mit den USA zu stärken, um einen Welthandel nach dem „Gesetz des Dschungels“ zu verhindern.

Da laut dem Vorsitzenden der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, keine substantielle Änderung der US-Politik gegenüber China zu erwarten sei, müsse sich die EU jedoch auf lange, schwierige Gespräche mit den amerikanischen Partnern einstellen – und gleichzeitig eine umfassende eigene China-Strategie entwickeln, um sich von China nicht innerhalb der Staatengemeinschaft gegeneinander ausspielen zu lassen. Brudermüller hob das Potenzial des European Green Deals hervor, mit dem die EU vorangehe, um in einem wichtigen Zukunftsfeld als geschlossen handelnder Akteur ernst genommen zu werden.

Zur nächsten physischen APK, die für 2022 in Tokio angekündigt ist, wird darüber zu reden sein, wie viel der selbst gesteckten Ziele die EU bis dahin erreichen konnte. (BDI)