Brüssel – Die Abgeordneten des Europaparlaments fordern einheitliche Ladegeräte für alle Mobiltelefone und andere Elektrogeräte in der EU. Um Elektronikschrott zu reduzieren und den Verbrauchern das Leben zu erleichtern, müssten die Hersteller ein gemeinsames Ladegerät für Handys, Tablets, E-Books und andere Geräte anbieten, hieß es in einer heutigen Mitteilung des Europaparlaments.
Das Parlament möchte, dass die EU-Kommission mehr Druck auf die Hersteller ausübt. Die Kommission wolle bald neue Schritte vorschlagen, die zu einer Lösung mit einem einheitlichen Ladegerät führen könnten, sagte EU-Kommissar Maros Sefcovic bei einer Debatte zu dem Thema im Plenum des Europaparlaments in Straßburg. Dazu würden verschiedene Alternativen geprüft, so Sefcovic.
Keine richtige Lösung
Der bisherige Ansatz der EU-Kommission, die Industrie zur Entwicklung gemeinsamer Ladegeräte nur zu ermutigen, sei nicht ausreichend gewesen, so das Europaparlament. „Wie lange wird es noch dauern, bis die EU-Kommission einsieht, dass die Industrie das Problem nicht von selber lösen wird?“, fragte SPD-Europapolitikerin Evelyne Gebhardt, die Mitglied des Verbraucherschutz-Ausschusses ist. Man dürfe sich nicht auf eine „Hinhaltetechnik der Lobbyisten“ einlassen.
Die Entwicklung kabelloser Akkuladegeräte müsse dazu genutzt werden, einen einheitlichen Standard für alle Hersteller zu schaffen, sagte Andreas Schwab, Sprecher der EVP-Fraktion für Binnenmarkt und Verbraucherschutz. „Es mag bei den Steckverbindungen für Kabel technische Argumente gegen eine zwangsweise Vereinheitlichung geben. Dies gilt aber keinesfalls für kabellose Ladegeräte.“
Problembär Apple
Bisher ist es vor allem Apple, das sich bestehenden Standards verweigert. Während bei Android-Smartphones mittlerweile USB-C-Anschlüsse zum Standard geworden sind, setzt der iPhone-Hersteller beharrlich auf seinen Lightning-Anschluss. Erst vor einigen Monaten hatte sich Apple wieder gegen einen einheitlichen Standard gestellt. Ein solcher würde Innovation blockieren und nebenbei auch jede Menge neuen Elektroschrott produzieren, da dann sämtliche iPhone-Peripherie mit Lightning-Anschluss beim Wechsel auf ein neues Gerät ersetzt werden müsse.
In Hinblick auf drahtloses Laden sieht es hingegen schon jetzt besser aus: Hier verwenden mittlerweile praktische alle Hersteller den Qi-Standard – und das inkludiert sogar Apple.
Jährlich rd. 51.000 Tonnen Elektroschrott
Durch alte Ladekabel fallen in der EU dem Europaparlament zufolge jährlich rund 51.000 Tonnen Elektroschrott an. Ende Janar soll das Europäische Parlament nach Angaben der sozialdemokratischen Fraktion über seine Position abstimmen. (APA)