Jakarta / Singapur – Banges Warten, kaum noch Hoffnung. Mit dem Morgengrauen setzen die Behörden die Suche nach der vermissten AirAsia-Maschine fort. Sie machen sich allerdings keine großen Hoffnungen mehr.
Das vermisste AirAsia-Flugzeug befindet sich laut den indonesischen Behörden wahrscheinlich „auf dem Meeresgrund“. Der Direktor der indonesischen Such- und Rettungsbehörde, Bambang Soelistyo, sagte am Montag auf einer Pressekonferenz, auf der Grundlage der verfügbaren Koordinaten sei davon auszugehen, dass die am Sonntagmorgen mit 162 Menschen an Bord verschollene Maschine „auf dem Meeresgrund“ liege.
Indonesien verfüge nicht über die notwendigen Geräte, um ein Wrack im Meer zu finden und zu bergen, doch werde die Regierung andere Länder um Unterstützung bitten. Es gebe bereits Angebote Großbritanniens, Frankreichs und der USA, sagte Soelistyo. Die Suche nach dem Flugzeug aus der Luft war in der Nacht unterbrochen und am Morgen wieder aufgenommen worden.
Die indonesischen Fluglotsen hatten am Sonntagmorgen rund eine Stunde nach dem Start von der Insel Java den Kontakt zu dem Airbus der Billigfluggesellschaft verloren. Kurz zuvor hatte der Pilot wegen schlechten Wetters um eine Änderung der Flugroute gebeten, dies wurde ihm aber verweigert.
Die Maschine startete um 5.20 Uhr Ortszeit in Surabaya auf Java und sollte knapp drei Stunden später in Singapur landen. Sie verschwand in einer Region, die für heftige Gewitter berüchtigt ist. Berichten zufolge gab es zum Zeitpunkt des Verschwindens des Flugzeugs schwere Stürme in der Region. Ein Notsignal setzte die Maschine nicht ab.
Die indonesische Luftwaffe entsandte sieben Suchflugzeuge und Hubschrauber sowie zehn Schiffe in die Region. Nach Angaben der indonesischen Luftverkehrsbehörde konzentrierte sich die Suche auf das Meeresgebiet zwischen den indonesischen Inseln Bangka und Belitung in der Java-See auf halbem Weg zwischen Surabaya und Singapur.
Viele Urlauber an Bord
An Bord von Flug QZ8501 waren nach Angaben der Fluggesellschaft sieben Besatzungsmitglieder und 155 Passagiere, darunter 16 Kinder und ein Baby. Die meisten Insassen waren Indonesier. Außerdem seien drei Südkoreaner, ein Malaysier, ein Singapurer, ein Brite und der französische Co-Pilot an Bord gewesen.
In Singapur und am Startflughafen in Surabaya warteten zahlreiche besorgte Angehörige der Passagiere auf Nachrichten von der Maschine. Eine Frau sagte, an Bord seien sechs ihrer Familienmitglieder gewesen. „Sie wollten in Singapur Urlaub machen“, berichtete sie. „Sie sind immer mit AirAsia geflogen und es gab nie ein Problem. Ich mache mir Sorgen, dass das Flugzeug abgestürzt sein könnte.“ Indonesiens Präsident Joko Widodo erklärte, er „bete für die Sicherheit“ der Insassen der Maschine.
Letzte Wartung Mitte November
Der Hersteller Airbus erklärte, die vermisste Maschine sei erst im Oktober 2008 an AirAsia ausgeliefert worden und habe seitdem bei etwa 13.600 Flügen rund 23.000 Flugstunden gesammelt. Laut AirAsia wurde das Flugzeug zuletzt Mitte November gewartet. Die Fluggesellschaft hatte bislang noch nie einen tödlichen Unfall zu beklagen.
Nach Angaben des indonesischen Verkehrsministeriums bat der Pilot vor dem Verschwinden der Maschine, auf eine Höhe von 38.000 Fuß steigen zu dürfen, um dichten Wolken auszuweichen. Diese Bitte sei von der Flugkontrolle jedoch wegen eines über der Maschine fliegenden Flugzeugs abgelehnt worden. „Fünf Minuten später verschwand der Flug vom Radarschirm“, sagte Ministeriumsvertreter Djoko Murjatmodjo. Zu dem Zeitpunkt sei das Wetter in der Region „nicht gut“ gewesen.
AirAsia gehört dem malaysischen Unternehmer Tony Fernandes, der die siechende Firma nach der Ãœbernahme 2001 auf einen aggressiven Wachstumskurs geführt hat. Die Fluggesellschaft dominiert derzeit den boomenden Billigflug-Markt in Südostasien. Fernandes traf am Sonntag in Surabaya ein. „Dies ist mein schlimmster Albtraum. Aber er hört nicht auf“, twitterte er. Infolge des Unglücks sackte der Aktienkurs von AirAsia am Montag deutlich ab. Zur Eröffnung der Börse in Kuala Lumpur brach der Börsenwert der malaysischen Billigfluglinie um zwölf Prozent ein, erholte sich später etwas, lag jedoch immer noch gut sieben Prozent im Minus.
Größter AirAsia-Rivale ist Malaysia Airlines, die Fluggesellschaft ist nach zwei Katastrophen in diesem Jahr von der Pleite bedroht. Im März war Malaysia-Airlines-Flug MH370 auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking mit 239 Menschen an Bord spurlos verschwunden. Die Maschine stürzte vermutlich aus unbekannten Gründen im südlichen Indischen Ozean ab, sie wurde bisher nicht gefunden. Im Juli wurde Flug MH17 von Amsterdam nach Kuala Lumpur mit 298 Menschen an Bord über dem umkämpften Osten der Ukraine abgeschossen. Quelle: AFP