BERLIN – Deutsche Unternehmen sehen zahlreiche Herausforderungen bei ihren globalen Aktivitäten: Neben der Coronavirus-Pandemie und Wirtschaftskrisen in vielen Weltregionen belasten auch zunehmende Handelshemmnisse das Auslandsgeschäft. Das zeigt die aktuelle DIHK-Umfrage „Going International 2021“ bei rund 2.400 international aktiven deutschen Betrieben. Lediglich 17 Prozent davon rechnen mit besseren Geschäften – so wenige wie nie zuvor seit der ersten Befragung im Jahr 2012. Zwar gibt es hier und da etwas Optimismus mit Blick auf Europa und China, doch vor allem in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern sowie im Vereinigten Königreich sehen die deutschen Unternehmen schlechte Geschäftsperspektiven.
Corona belastet noch immer das Auslandsgeschäft
Auch ein Jahr nach Beginn der Pandemie sind die Auswirkungen auf das Auslandsgeschäft deutlich zu spüren: Mehr als drei Viertel der Betriebe sind von Reiseeinschränkungen betroffen, für 69 Prozent ist es eine Herausforderung, dass vielerorts weiterhin keine Messen und Veranstaltungen stattfinden können. Fast die Hälfte der international aktiven Unternehmen verschiebt aufgrund der Krise geplante Investitionen. 44 Prozent verzeichnen weniger Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen, und jeder dritte Betrieb berichtet von fehlenden Zulieferungen.
Unternehmen müssen ihre Lieferketten diversifizieren
Insgesamt melden zwei von fünf Unternehmen Probleme bei Lieferketten und Logistik aufgrund von pandemiebedingten Einschränkungen im Grenzverkehr oder Produktionsausfällen. Für die international vernetzte deutsche Wirtschaft sind aber funktionierende und verlässliche Lieferketten von großer Bedeutung. Deshalb ziehen mehr als zwei Drittel der Betriebe mit logistischen Herausforderungen ihrerseits Konsequenzen: Sie wollen ihre Lieferketten ändern, um Einschränkungen im Lieferverkehr beziehungsweise Produktionsausfälle ausgleichen zu können.
Die deutschen Unternehmen mit Lieferkettenproblemen berichten von solchen Schwierigkeiten derzeit vor allem im Handel mit China (44 Prozent) und dem übrigen Asien-Pazifik-Raum (23 Prozent). Weiterhin sorgen Unsicherheiten über die zukünftigen Geschäftsbeziehungen mit dem Vereinigten Königreich (35 Prozent) sowie temporäre Grenzschließungen und Verzögerungen im europäischen Binnenmarkt (47 Prozent) für Schwierigkeiten in den Lieferketten.
Fast jedes zweite Unternehmen verzeichnet wachsende Handelshemmnisse
Nicht nur wegen der Corona-Auswirkungen berichten insgesamt 47 Prozent der international aktiven deutschen Betriebe von zunehmenden Hürden im Handel. Am häufigsten sehen sich die Unternehmen mit verstärkten Sicherheitsanforderungen konfrontiert. Zusätzliche Prüfungen von Produkten sowie spezielle örtliche Sicherheitsvorschriften kosten die Betriebe Zeit und Geld. Auch lokale Zertifizierungsanforderungen (46 Prozent), Sanktionen (29 Prozent) und höhere Zölle (25 Prozent) stellen sie vor Herausforderungen. Aufgeschlüsselt nach Regionen spüren sprunghaft mehr Unternehmen vor allem im Vereinigten Königreich (von 11 auf 39 Prozent) und in der Eurozone (von 21 auf 37 Prozent) einen Anstieg der Handelshemmnisse im Vergleich zum Vorjahr. Die Brexit-Zollformalitäten im Handel mit Großbritannien sowie die zahlreichen Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung im EU-Binnenmarkt machen sich hier deutlich bemerkbar.
Die Umfrage „Going International 2021“ wurde mit Unterstützung der 79 Industrie- und Handelskammern in Deutschland im Februar erstellt. – Weiteren Ergebnisse auf der DIHK-Webseite.