Potsdam/Jakarta – Niedertemperatur-Kraftwerke können erheblich zu einer effizienteren Nutzung der geothermischen Ressourcen in Indonesien beitragen. Sie eignen sich aufgrund der vergleichsweise geringen Baugrößen und der Möglichkeit zur automatischen Betriebsführung auch für die elektrische Versorgung netzferner Gebiete.
Am heutigen Montag ist das vom Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ) in Nord-Sulawesi, Indonesien, errichtete geothermische Niedertemperatur-Demonstrationskraftwerk (GeNie) an das zukünftige indonesische Betreiberkonsortium übergeben worden. Bislang existiert weltweit nur an einem weiteren Geothermiestandort ein Kraftwerk mit Niedertemperaturtechnik.
Vor mehr als zweihundert Gästen, zu denen auch der indonesische Minister für Forschung, Technologie und höhere Bildung Muhammad Nasir und der deutsche Botschafter in Indonesien Peter Schoof gehörten, sagte GFZ-Vorstand Stefan Schwartze: „Wir freuen uns auf eine nachhaltige Fortsetzung des Betriebs des Demonstrationskraftwerks. Wir hoffen, dass dieses Beispiel oft wiederholt werden wird, um das große Energiepotenzial der Geothermie-Sole in indonesischen Geothermieanlagen zu nutzen.“
Ernst Huenges, Leiter der GFZ-Sektion Geoenergie sagt: „Wir freuen uns, dass wir im letzten Jahr einen verlässlichen und vollautomatischen Betrieb zeigen konnten und in 4.000 Betriebsstunden mehr als eine Gigawattstunde Strom produziert haben. Durch die Einbindung der indonesischen Partner in alle Projektphasen sind die Weichen gestellt, die Anlage langfristig zu betreiben.“
Das Demonstrationskraftwerk nutzt einen Teil des am Geothermiefeld Lahendong geförderten geothermischen Dampf-Wasser-Gemisches, um über einen separaten Kraftwerkskreislauf Strom zu erzeugen. Durch einen Heißwasserzwischenkreis ist es möglich, sowohl Wärme von reiner Flüssigkeit als auch von Zweiphasengemischen zu verstromen.
Basierend auf einer Projektförderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und in enger Zusammenarbeit mit den indonesischen Partnern BPPT (Agency for the Assessment and Application of Technology) und PGE (Pertamina Geothermal Energy) haben GFZ-Ingenieurwissenschaftler seit 2014 Konzeptentwicklung, Planung, Bau und Inbetriebnahme des Demonstrationskraftwerks geleitet. Indonesische Hersteller und Firmen haben maßgeblich an diesem Prozess mitgewirkt. Im September 2017 begann schließlich der Forschungs- und Testbetrieb.
Mit einer elektrischen Leistung von 500 Kilowatt ist das Demonstrationskraftwerk am Standort Lahendong eine Ergänzung der Stromerzeugung aus direkter Dampfnutzung, die 40 Megawatt Leistung bringt. Durch die zukünftige Nutzung für Forschungs- und Ausbildungszwecke kann sie einen wichtigen Beitrag zur Verbreitung der Niedertemperatur-Kraftwerkstechnik in Indonesien leisten.
Dass die Anpassung an die jeweiligen Gegebenheiten vor Ort für eine erfolgreiche Einführung neuer Technologie von großer Bedeutung ist, können die GFZ-Mitarbeiter aus eigener Erfahrung berichten. „Die Planung einer geothermischen Anlage und auch die Realisierung eines Protottyps wie jetzt in Indonesien ist immer mit Unsicherheiten und Herausforderungen verbunden. Das war uns durchaus bewusst“, sagt Stefan Kranz von der GFZ-Sektion Geoenergie, der zusammen mit Stephanie Frick die Projektleitung inne hat. „Durch die verfügbare technische Infrastruktur am Standort sowie die harschen Umgebungsbedingungen mussten wir Bauabläufe vor Ort ändern, technische Komponenten modifizieren und die automatische Betriebsführung anpassen. Das Projekt gemeinsam mit indonesischen Projektpartnern und Arbeitskräften von vor Ort umzusetzen, war uns besonders wichtig, um von Beginn an die Akzeptanz der Technologie zu fördern.“
Bild: GFZ-Vorstand Stefan Schwartze (links) mit dem indonesischen Minister für Forschung, Technologie und höhere Bildung Muhammad Nasir bei der Übergabe des Demonstrations-Kraftwerks. (GFZ)