Wien – Der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) in der Produktion verspricht österreichischen Industrieunternehmen 5 Milliarden Euro an zusätzlicher Wertschöpfung. Das zeigt die Studie „The Ghost in the Machine: Artificial Intelligence in the Factory of the Future“, für die die Boston Consulting Group (BCG) Produktions- und Technologiemanager von rund 1.100 Industrieunternehmen weltweit zu ihren KI-Einsatzfeldern und ihrer KI-Investitionsbereitschaft befragt hat.
Fast 90 Prozent der Führungskräfte geben an, KI in den nächsten drei Jahren in ihre Prozesse integrieren zu wollen. Allerdings haben bisher nur 28 Prozent eine klare Strategie für KI in der Produktion entwickelt. In Österreich haben gegenwärtig nur 19 Prozent, also jedes fünfte österreichische Industrieunternehmen, eine KI-Strategie erarbeitet.
„Österreich liegt in Sachen KI im Ländervergleich noch unter dem Durchschnitt. Künstliche Intelligenz birgt jedoch ein großes Wertschöpfungs-Potential für die österreichischen Industrieunternehmen. Entscheidend ist jetzt, aktiv zu werden und in Pilotprojekten Erfahrungen mit den neuen Technologien und der intelligenten Automatisierung zu sammeln“, sagt Dr. Hannes Pichler, BCG-Partner und Leiter der Praxisgruppe Operations in Deutschland und Österreich.
Während Österreich noch plant, optimiert China bereits
Wie die Studie zeigt, arbeiten Unternehmen, die bereits KI in der Produktion einsetzen, nach agileren Methoden: Sie testen Prototypen schon im frühen Stadium und justieren ihre Arbeitsprozesse schneller nach.
Besonders hoch ist der Anteil der Vorreiter in den USA (25 Prozent), in China (23 Prozent) und in Indien (19 Prozent). In Österreich nutzen gegenwärtig nur etwa 12 Prozent der Unternehmen im nennenswerten Umfang KI in ihrer Produktion.
„In Österreich bejahen 84% der Führungskräfte die Frage, ob sie KI in Zukunft im Unternehmen einsetzen wollen. Einen konkreten strategischen Plan zur Umsetzung hat jedoch nur jedes fünfte Unternehmen. Führungskräfte in China oder Indien beschäftigt bereits heute ein anderes Thema, nämlich die Optimierung ihrer smarten Fabriken“, beobachtet Dr. Hannes Pichler. „Jene Unternehmen, die in Österreich bereits auf KI setzen, nutzen diese zumeist sehr gewinnbringend und identifizieren kontinuierlich Möglichkeiten, die neuen Technologien einzusetzen und weiter zu verbessern. Dies sichert ihnen einen Wettbewerbsvorsprung gegenüber Unternehmen, die noch nicht mit der Implementierung begonnen oder noch keinen konkreten Plan für die Umsetzung gemacht haben.“
KI als Hebel zur Produktivitätssteigerung
Der globale Branchenvergleich zeigt: Die Automobil- und Technologieindustrie sind Vorreiter beim Einsatz Künstlicher Intelligenz. Jedes fünfte Unternehmen hat in diesen Bereichen KI bereits im Unternehmen integriert. Aufholbedarf besteht hingegen vor allem bei Pharmaunternehmen und in der Medizintechnik, im Maschinenbau sowie in den Prozessindustrien. Dort nutzt aktuell nur etwa jedes siebte Unternehmen intelligente Systeme in der Produktion.
„Vor allem im Bereich Maschinenbau eröffnen sich durch Künstliche Intelligenz ungeahnte Möglichkeiten zur Optimierung und zum Aufbau neuer Geschäftsmodelle. Maschinen generieren in der Produktion enorme Datenmengen, die etwa für vorausschauende Wartung genutzt werden können.“, sagt Dr. Hannes Pichler.
Keine Künstliche Intelligenz ohne menschliche Kompetenz
Fast 70 Prozent der befragten Führungskräfte geben an, dass ihr Unternehmen über zu wenige Kompetenzen im Bereich KI verfügt, um neue Technologien schneller einzuführen. Das gilt vor allem für die Bereiche Datenmanagement, Analytics und Programmierung. „Ingenieurwissen alleine reicht heute nicht mehr aus. Mitarbeiter müssen wissen, wie sie KI anwenden“, erklärt BCG-Partner Dr. Hannes Pichler. Umso wichtiger sei es für Industrieunternehmen, ihre Mitarbeiter in den Grundlagen der KI in Produktionssystemen weiterzubilden.
Das gezielte Einstellen von KI-Experten, etwa im Bereich Deep Learning, ist eine große Chance für Unternehmen. „Denn eine erfolgreiche Integration von KI kann nur gelingen, wenn lernende Systeme und menschliche Erfahrung optimal ineinander greifen“, sagt Dr. Hannes Pichler.
Zur Studie
Für die Studie „The Ghost in the Machine: Artificial Intelligence in the Factory of the Future“ hat die Boston Consulting Group (BCG) Führungskräfte, Produktions- und Technologiemanager von weltweit rund 1.100 mittel-ständischer Unternehmen und Großkonzerne zur Rolle Künstlicher Intelligenz (KI) für die industrielle Produktion befragt. Die Studie zeigt den aktuellen Stand von KI in der Produktion und identifiziert Herausforderungen für Unternehmen sowie erfolgreiche Strategien, um KI in der Produktion zu integrieren.