Berlin – Dass sich das rasante Wachstum der chinesischen Wirtschaft verlangsamt, bereitet Jens Hildebrandt, China-Experte des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), keine Kopfschmerzen. Er begreift die Entwicklung vielmehr als Chance für hiesige Betriebe.
Hintergrund der Konjunkturabschwächung in der Volksrepublik sind ökonomische Strukturreformen: China möchte nicht mehr die Werkbank der Welt sein, sondern setzt verstärkt auf Eigenentwicklung.
„Die gute Nachricht für Deutschland lautet, dass vor allem viele deutsche Mittelständler von diesem ‚Upgrade‘ der chinesischen Wirtschaftsstruktur profitieren“, kommentierte Jens Hildebrandt den Trend gegenüber dem Fachmagazin „Markt und Mittelstand“.
Deutsche Betriebe mit eigener Produktion in China schätzten sowohl die Entwicklung Chinas als auch die des eigenen Unternehmens vor Ort bislang positiv ein, berichtete der DIHK-Experte.
Auch den Anstieg des lokalen Lohnniveaus sieht er nicht als Problem. Der deutsche Mittelstand sei im Reich der Mitte weniger wegen der Arbeitskosten präsent, sondern „vor allem wegen der Größe des Marktes und um wichtigen Kunden dorthin zu folgen“. Zudem bewirkten steigende Lohnkosten zusätzliche Investitionen in die Automatisierung von Produktionsprozessen – ein Vorteil für deutsche Mittelständler, die die entsprechenden Technologien vorhalten.
„Perspektivisch wichtiger als die aktuelle Konjunkturentwicklung ist es für deutsche Unternehmen, die chinesischen Reformprozesse zu beobachten“, betonte Hildebrandt.
Denn: „Entscheidend für den Erfolg in China sind wirtschaftspolitische Weichenstellungen mit mittel- bis langfristigen Auswirkungen.“ Dazu zählten etwa die Fragen, ob Monopole verfestigt oder aufgelöst würden und welche Bereiche wie stark reguliert blieben. Quelle: DIHK