Singapur – Politische Unruhen und der massive Abzug von Kapital durch den Westen haben die Anleger in Sachen Asien verunsichert. Doch fundamental bleiben die Märkte weiter attraktiv, meint SooHai Lim, Fondsmanager des Baring ASEAN Frontiers Fund.
Obwohl wichtige asiatische Länder wie Thailand, Singapur, Indonesien und Vietnam zu den dynamischsten Volkswirtschaften weltweit gehören, kehrt in letzter Zeit Unsicherheit bezüglich der Region zurück. Nach einem guten Start ins Jahr 2013 fielen die Märkte in Indonesien, Thailand und auf den Philippinen, als Anleger infolge des sogenannten Fed-Taperings von Emerging Markets in entwickelte Märkte umschichteten. Politische Schwierigkeiten in Indonesien und auf den Philippinen kosteten zusätzliches Vertrauen.
Auch 2014 liefen die Märkte im Januar noch schwach, sahen aber im Februar eine starke Erholung. Barings schließt die Möglichkeit weiterhin volatiler Märkte im ersten Halbjahr nicht aus. Trotzdem glauben wir an gute Aussichten für eine bessere zweite Jahreshälfte, da der zyklische und politische Gegenwind abflaut. Besonders stark schätzen wir derzeit Vietnam ein. Hier bauen wir unsere Positionen aus, ermutigt durch eine stabilere Wirtschaft und deutliche Zeichen dafür, dass die Inflation unter Kontrolle ist. Die Handelsbilanz des Landes ist nun positiv, die vietnamesischen Exporte sind 2013 um beeindruckende 15,4 Prozent gewachsen. Multinationale Konzerne haben weiter in Vietnam investiert, die Auslandsinvestitionen belaufen sich nun auf rund zehn Milliarden Dollar im Zeitraum der zurückliegenden fünf Jahre. Samsung errichtet ein zweites Werk, das als weltweit größte Fabrik des Unternehmens die Hälfte aller Samsung-Mobiltelefone produzieren wird. Wir glauben, dass der vietnamesische Markt dank vernünftiger Bewertungen und Rückenwinds von der Makroökonomie gute Chancen auf ein weiteres Jahr mit guter Performance hat, zumal die Obergrenzen für ausländische Beteiligungen angehoben worden sind.
Trotz absehbaren Gegenwinds sehen wir in anderen Ländern der Region wie Indonesien und den Philippinen intakte Fundamentaldaten ungeachtet der derzeitigen zyklischen Verlangsamung. Indonesien kann in der zweiten Jahreshälfte sogar eine hervorragende Investmentchance sein, falls der richtige Kandidat die Präsidentschaftswahlen gewinnt. Eine glaubwürdige neue Regierung und eine Verbesserung der Wirtschaftslage könnten den Weg für Reformen ebnen und in der Folge die indonesische Rupiah stärken. Im Sog einer indonesischen Erholung sollten sich dann auch eng verbundene Märkte wie die Philippinen gut entwickeln, die vergangenes Jahr im Gefolge Indonesiens gelitten hatten.
In Thailand gehen die politischen Probleme tiefer. Langfristig orientierte Investoren wissen aber, dass Ausverkäufe in politischen Börsen die besten Kaufgelegenheiten bieten. Langfristig betrachtet erscheinen die Bewertungen attraktiv. Von den politischen Szenarien erscheint derzeit am wahrscheinlichsten, dass es zu einer Übergangsregierung und zu Neuwahlen kommt. Die große Unbekannte ist dann allerdings, ob und wie weit dies zu weiteren Unruhen führt. Thailändische Unternehmen haben einige Erfahrung mit der Anpassung an ein derartiges Umfeld und Thailand ist eine sehr exportorientierte Volkswirtschaft. Auch während des Putsches im Jahr 2006 wuchs die dortige Wirtschaft stark, genauso während der Unruhen im Jahr 2010. Darum denken wir, viele Investoren sehen Thailand zu pessimistisch.
Singapur, Malaysia und Indonesien gehören derzeit zu unseren Favoriten. Gute Kaufgelegenheiten finden wir bei Finanzwerten, im Industrie- und im Hygienesektor. Hier suchen wir Unternehmen, bei denen wir Ertragssicherheit und gutes Wachstumspotenzial sehen und die gut für die beiden Haupttreiber des regionalen Wachstums positioniert sind: steigender Konsum und anhaltende Investitionen in Infrastruktur. Viele Volkswirtschaften der Region sind außerdem reich an Rohstoffen und liegen geografisch günstig, um weiterhin von hohen Lebensmittelpreisen zu profitieren. Fazit: Asiens Märkte werden sich dauerhaft stark verändern und weiterhin hervorragende Chancen für Investoren bieten. Der Anlagehorizont sollte aber langfristig ausgerichtet sein. Quelle: BörseOnline
Autor: SooHai Lim
Bei der Fondsgesellschaft Baring ist Lim für die Region ASEAN zuständig. Zudem ist er Fondsmanager des Baring ASEAN Frontiers. Sein Fonds ist hauptsächlich in Singapur, Malaysia, Indonesien, Thailand und auf den Philippinen investiert. Baring Asset Management verwaltet ein Vermögen von derzeit 45 Milliarden Euro. Die Muttergesellschaft Barings feierte 2012 das 250-jährige Bestehen als Handelsbank.