Frankfurt – Im Tarifstreit mit der Lufthansa hat die Vereinigung Cockpit erneut zu Streiks aufgerufen. Montag und Dienstag sind sowohl Kurz- und Mittelstrecke als auch Langstrecke sowie Cargo betroffen.
Nach dem neuerlichen Scheitern von Tarifverhandlungen hat die Vereinigung Cockpit die Lufthansa-Piloten zu einem weiteren Streik aufgerufen. Der deutschlandweite Arbeitskampf solle am Montagmittag (12.00 Uhr) auf Flügen der Kurz- und Mittelstrecke beginnen, teilte die Pilotengewerkschaft am Sonntag mit. Ab Dienstag (3.00 Uhr) solle er dann bis Mitternacht auch auf Langstrecken und Lufthansa Cargo ausgeweitet werden. Flüge der Lufthansa-Tochter Germanwings seien von dem eineinhalbtägigen Ausstand nicht betroffen.
Die Verhandlungen zwischen der Pilotengewerkschaft Cockpit und der Fluglinie waren in der Nacht zum Samstag erneut gescheitert. Gestritten wird vor allem um die Übergangsversorgung für die rund 5400 Piloten im Konzern. Die Fluggesellschaft will, dass ihre Piloten künftig frühestens mit 60 statt wie bisher mit 55 Jahren in den bezahlten Vorruhestand gehen können. Die Piloten wehren sich dagegen.
Lufthansa bietet mehr Gehalt – aber keine Ãœbergangsversorgung
In mehreren Verhandlungsrunden seit dem letzten Streik im Oktober seien keine echten Fortschritte erzielt worden. Das Management der Lufthansa beharre auf Maximalforderungen, hieß es in der VC-Erklärung.
Ein Lufthansa-Sprecher erklärte am Sonntag, die Streikankündigung „entbehrt einmal mehr jeglicher Verhältnismäßigkeit und trifft leider wiederum unsere Kunden“. Noch vor Streikbeginn will die Lufthansa einen Sonderflugplan veröffentlichen.
In den Verhandlungen habe es Annäherungen gegeben, sagte ein Sprecher der Fluggesellschaft. Bislang habe Lufthansa den Piloten fünf Prozent mehr Geld angeboten – bei einem Durchschnittsgehalt von 180.000 Euro jährlich sei das ein Gehaltsplus von monatlich rund 750 Euro. Dieses Angebot habe die Lufthansa in den Gesprächen noch einmal verbessert. Auch bei der Ãœbergangsversorgung habe es Annäherungen gegeben. Uneins sei man sich lediglich noch über die Forderung, dass die bisherige Regelung auch für alle künftigen Pilotengenerationen gelten soll. Das Unternehmen appellierte außerdem an Cockpit, die Gespräche unverzüglich wiederaufzunehmen.
Die Piloten machen derweil die Lufthansa für das Scheitern der Gespräche verantwortlich: Der Konzernvorstand trage die Verantwortung, dass „trotz aller Bemühungen um Kompromissvorschläge seitens der Piloten“ die Konfliktpunkte nicht gelöst werden konnten, erklärte Cockpit nun. Das Management habe „autokratisch“ entschieden, den Tarifvertrag zur Ãœbergangsversorgung bei einer Nichteinigung komplett wegfallen zu lassen. Es läute damit „einen radikalen Wandel in der bisherigen Führungskultur“ ein.
Streitpunkt Wings-Strategie
Strittig ist zusätzlich zur Übergangsversorgung und zu den Gehältern der Piloten auch die künftige Billig-Strategie des neuen Konzernchefs Carsten Spohr. Auch wenn der Streik offiziell nicht darum geht ist das ein Thema, das von den Piloten nicht mitgetragen wird.
Beim Billigableger Eurowings und einer geplanten Billigtochter für die Langstrecke gilt der Konzerntarifvertrag nicht. Piloten und Flugbegleiter verdienen dort deutlich weniger als ihre Kollegen in den Maschinen mit dem Kranichlogo. Auch die komfortable Übergangsversorgung vor dem Renteneintritt kommt ihnen nicht zugute.
Zuletzt war Lufthansa im Oktober bestreikt worden. In der Tarifauseinandersetzung mussten Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings seit April knapp 6000 Flüge wegen Arbeitsniederlegungen der Piloten streichen. Quelle: dpa/AFP/airliners