Lufthansa verteuert Tickets um 16 Euro

Frankfurt –  Europas größter Luftverkehrskonzern will ab September eine Extragebühr von 16 Euro pro Ticket erheben, das über globale Reservierungssysteme (GDS) gebucht wird, kündigte das Unternehmen am Dienstag in Frankfurt an. Der Schritt soll auch helfen, die geplante Gewinnsteigerung zu erreichen.

Konzernchef Carsten Spohr peilt für 2015 einen bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern von mehr als 1,5 Milliarden Euro an. An den konzerneigenen Buchungsportalen, Service-Centern und Ticketschaltern werde die Gebühr nicht erhoben, kündigte Lufthansa an.

„Wir wollen einen höheren Erlösanteil am Flug“, sagte Lufthansa-Vertriebschef Jens Bischof. Es gehe nicht an, dass die Airlines als eigentlicher Erbringer der Flug-Dienstleistung die geringste Kapitalrendite von rund vier Prozent erzielten, während die GDS-Anbieter auf rund 20 Prozent kämen. Zudem würden die immer weiter ausdifferenzierten Angebote der Airlines auf den GDS-Systemen nicht in ausreichender Qualität dargestellt.

DRV protestiert

Die Einführung eines GDS-Entgelts der Lufthansa Group stößt beim Reisevertrieb – sowohl stationär als auch online – auf scharfe Kritik. „Das ist ein beispielloser Alleingang. Dieser Schritt geht in die falsche Richtung sowohl für Kunden als auch die Reisebranche“. So bewertet der Präsident des Deutschen ReiseVerbandes (DRV), Norbert Fiebig, die heute vorgestellten Pläne der Fluggesellschaft. Das ist eine Verzerrung des Wettbewerbs zu Lasten des Fremdvertriebs, kritisiert der DRV diesen drastischen und überraschenden Frontalangriff auf das Geschäft des Reisevertriebs.

Aus Sicht des führenden Branchenverbandes der Touristik bestraft die Airline den Kunden und Reisevertrieb gleichermaßen. Einerseits ist es zum Nachteil der Kunden, denn dieser Schritt verteuert die Tickets und verhindert den Preisvergleich für den Reisenden. Eine Transparenz für den Kunden wird somit eingeschränkt. Auf der anderen Seite wird der Aufwand auf Seiten der Geschäftsreisebüros besonders für Buchungen, Umbuchungen und Abrechnungsprozesse für Firmenkunden massiv steigen.

Der ab September zur Verfügung stehende Buchungskanal LHGroup-agent.com, für den kein GDS-Entgelt anfällt, ist zudem keine Alternative zu den heutigen Buchungs- und Abwicklungssystemen. „Es ist ein Rückschritt in Buchungs- und Abrechnungsverfahren wie vor 30 Jahren“, so der DRV-Präsident. Denn hier fehlen essentielle Funktionalitäten. Deutliche Kritik übt der Reisevertrieb auch an der zu kurzen Zeitspanne bis zu der Einführung: Bereits vom 1. September 2015 an soll das neue Entgelt berechnet werden. „Das hat nichts mit partnerschaftlichem Umgang zu tun“, bemängelt DRV-Präsident Fiebig. Quelle: dpa/DRV