Kiew – Ein malaysisches Verkehrsflugzeug mit 295 Menschen an Bord ist im umkämpften Osten des Landes abgestürzt. Nach ukrainischen Angaben sei die Maschine mit einer Rakete abgeschossen worden, eine unabhängige Bestätigung dafür liegt allerdings noch nicht vor.
Unter den Opfern sollen sich 23 US-Amerikaner befinden. Nach Berichten niederländischer Medien sollen auch Dutzende niederländische Passagiere an Bord des Fluges von Amsterdam nach Kuala Lumpur gewesen sein.
Alle Passagiere und Besatzungsmitglieder seien tot, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine einen Vertreter des Innenministeriums am Donnerstag. Er beschuldigte die prorussischen Separatisten, die Rakete vom Typ Buk abgefeuert zu haben. Diese wiederum machten Regierungstruppen verantwortlich.
Die Buk ist eine Luftabwehrrakete, die 1979, also noch zu Sowjetzeiten entwickelt wurde. Sie ist für die Bekämpfung von Flugzielen geringer und mittlerer Flughöhe geeignet und steht auch derzeit noch im Dienst verschiedener Streitkräfte, darunter auch Russlands und der Ukraine. Allerdings bestreiten die Rebellen über derartige Waffen zu verfügen.
Ein Sprecher der „Donezker Volksrepublik“ (DNR) schob den Schwarzen Peter daher an die ukrainischen Streitkräfte weiter. Diese hätten den Abschuss wohl auf ihrem Gewissen, meinte er.
Allerdings widerspricht das ursprünglichen „Erfolgsmeldungen“ der Aufständischen, die zunächst mitteilten, im Raum Tores einen ukrainischen Militärtransporter abgeschossen zu haben. Sogar ein Video des Abschusses war auf der Separatistenseite Rusvesna zu bewundern. Der „Verteidigungsminister“ der DNR Igor Strelkow wird mit den Worten zitiert: „Wir haben doch gewarnt, dass über unserem Himmel nicht geflogen wird“. Später dementierten die Rebellen freilich, dass Strelkow den Abschuss der Passagiermaschine bestätigt habe.
Das Flugzeug startete in Amsterdam und soll in der Ortschaft Schachtarsk abgestürzt sein.
Ministerpräsident Arseni Jazenjuk sprach von einer Katastrophe und ordnete eine Untersuchung an. Die Maschine vom Typ Boeing 777 sei auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur gewesen, zitierte die Agentur den Ministeriumsberater Anton Geraschenko weiter. In der Nähe der ostukrainischen Unruheregion Donzek, bei der Ortschaft Schachtarsk, soll sie abgestürzt sein.
Sie sei zum Zeitpunkt des Abschusses in zehn Kilometern Höhe geflogen. Ein Reuters-Korrespondent berichtete in der 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernt liegenden Ortschaft Grabowo von Flugzeugwrackteilen und Leichen am Boden. Das Zivilschutzministerium berichtete auf seiner Internetseite, im Umkreis von 15 Kilometern lägen Leichenteile verstreut. In der Region sind Separatisten aktiv.
Separatisten haben am Donnerstagabend offenbar der Flugschreiber gefunden worden. „Die Black Box wurde sichergestellt“, sagte einer der Sprecher der Aufständischen, Konstantin Knyrik, am Donnerstagabend.
Ministeriumsberater Geraschenko machte „Terroristen“ für den Abschuss verantwortlich, mit dem Begriff bezeichnet die Regierung die Separatisten. Dagegen sagte Separatistenanführer Alexander Borodai, die Maschine sei von der ukrainischen Luftwaffe abgeschossen worden. Die Fluggesellschaft Malaysia Airlines erklärte, die letzte bekannte Position ihres Flugs MH-17 sei über der Ukraine gewesen. Die Lufthansa erklärte, sei werde den ostukrainischen Luftraum von sofort an weiträumig umfliegen. Quelle: APA