BERLIN -Die Tourismusbranche berührt viele Aspekte der Menschenrechte, wie Gleichberechtigung, faire Löhne oder Diskriminierung, insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern. Zehn Unternehmen der Reisebranche sowie fünf Verbände und gemeinnützige Organisationen haben sich nun zusammengeschlossen, um menschenrechtliche Sorgfalt in der touristischen Wertschöpfungskette durch Online-Trainings im Selbststudium zu fördern.
Das Projekt wird von der Nachhaltigkeitsinitiative Futouris e.V. und dem Roundtable Human Rights in Tourism koordiniert.
HAMBURG – Insgesamt fünfzehn große, mittlere und kleine Tourismusunternehmen, Verbände und zivilgesellschaftliche Organisationen haben begonnen, gemeinsam Online-Trainings zur menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht in der touristischen Wertschöpfungskette zu entwickeln. Die Trainings werden Zuliefernden sowie Partnerinnen und Partnern in den Zielländern kostenlos zur Verfügung gestellt. Sie ermöglichen Beherbergungsbetrieben und Destinationsmanagementorganisationen (DMOs) von Reiseveranstaltern, sich in das Thema menschenrechtliche Sorgfaltspflichten einzuarbeiten und einen ersten Ãœberblick über mögliche Maßnahmen zu erhalten.
Tourismusunternehmen benötigen individuelle Sorgfaltsstrategien, um Menschenrechte zu fördern
Der Tourismus ist ein wichtiger Faktor in Entwicklungs- und Schwellenländern und kann Arbeitsplätze schaffen, lokale Wirtschaftskreisläufe stärken und Ungleichheiten reduzieren. Gleichzeitig berührt der Tourismus viele Aspekte der Menschenrechte, z.B. Gleich-berechtigung, faire Löhne oder den Schutz vor Diskriminierung. Aus diesem Grund brauchen Tourismusunternehmen Sorgfaltsstrategien, um durch ihr wirtschaftliches Handeln Menschenrechte zu fördern und Menschenrechtsverletzungen zu vermeiden.
Das im Januar 2023 von der Bundesregierung verabschiedete Lieferkettensorgfaltspflichten-gesetz (LkSG) sowie die geplante Europäische Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) verpflichten zunächst die großen Unternehmen. Die Reisebranche besteht weit überwiegend aus kleinen und mittelständischen Unternehmen. Auch diese werden im Rahmen des Projektes darin bestärkt, Verantwortung zu übernehmen und konkrete Maßnahmen umzusetzen.
Gemeinsam stark: Reisebranche und gemeinnützige Organisationen bündeln ihre Kräfte
Ziel der am Projekt beteiligten Tourismusunternehmen DER Touristik, FTI Group, TUI Group, TUI Cruises, Booking.com, Gebeco, Chamäleon, Studiosus Reisen, Hauser Exkursionen und FairAway Travel, ist es, eine breite Akzeptanz und Nutzung dieser Trainings zu gewährleisten. Aus diesem Grund sollen die entwickelten Trainings gemeinsam mit den Partnerinnen und Partnern in den Destinationen vorab auf praktische Anwendbarkeit getestet und weiterentwickelt werden. Unterstützt werden sie dabei vom Verband für nachhaltigen Tourismus forum anders reisen, dem Deutschen Reiseverband (DRV) und ECPAT Deutschland, der Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung.
Die Trainings werden der Branche kostenlos auf atingi.org, der digitalen Lernplattform des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), zur Verfügung stehen und ermöglichen so den lokalen Partnerinnen und Partner der Reiseunternehmen einen Einstieg in die Thematik der menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht.
Online-Training zu Aspekten der Menschenrechte im Tourismus
Im Rahmen eines Kick-off Workshops im Herbst legten die Projektteilnehmerinnen und Projektteilnehmer die Struktur sowie das Konzept der Trainings auf Basis der Ergebnisse einer vorab durchgeführten Stakeholder-Befragung fest. Ein Basistraining soll den Teilnehmenden einen umfassenden Einblick in die verschiedenen menschenrechtlichen Risiken im Tourismus, relevante Schritte sowie einen Überblick geben, wo weitere Informationen zu den Risiken zu finden sind. Zusätzlich soll das Training über die rechtlichen Anforderungen des LkSG sowie der geplanten EU-Richtlinie informieren und durch weitere, tiefergehende Module ergänzt werden.
Das Vorhaben wird unter dem Dach des Branchendialogs Tourismus für nachhaltige Entwicklung umgesetzt. Das Projekt wird jeweils zur Hälfte aus Eigenmitteln der Tourismusunternehmen sowie durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert. Unternehmen, die Interesse an einer aktiven Mitarbeit haben, sind herzlich eingeladen, sich zu beteiligen.