Pilotenstreik: 1.400 Lufthansa-Flüge fallen aus

Frankfurt – Der erneute Streik der Piloten hat die Lufthansa und ihre Passagiere hart getroffen. Rund 150.000 Passagiere sind von den Arbeitsniederlegungen der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) betroffen. Bis Mittwoch musste Europas Luftverkehrskonzern Nummer eins nach eigenen Angaben rund 1.400 Flüge streichen.

Allerdings lief es an den Flughäfen dennoch „verhältnismäßig ruhig und geordnet“ ab, so ein Sprecher der Airline. Das Unternehmen habe 56.000 Kunden per SMS und 30.000 Kunden per Mail über Änderungen ihrer Flüge informiert. Die Passagiere hätten sich offenbar gut auf den 36-stündigen Streik eingestellt.

Der Ersatzflugplan laufe planmäßig. Flüge der Lufthansa-Tochter Germanwings sowie der Konzerngesellschaften Swiss, AUA und Brussels Airlines sind von dem Streik nicht betroffen.

Am Dienstag sind die Langstrecken dran

Die Piloten streiken in der mittlerweile neunten Runde unter anderem für ihre Übergangsrenten. Vor allem an den Drehkreuzen München und Frankfurt fielen am Montag zunächst viele Zubringerflüge aus. Für Dienstag sind auch die Piloten der Langstrecke und der Lufthansa Cargo zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Er gehe davon aus, dass mehr als 90 Prozent der Mitglieder dem Streikaufruf folgen, sagte VC-Sprecher Jörg Handwerg.

Die Verhandlungen zwischen der Pilotengewerkschaft und der Fluglinie waren am Wochenende erneut gescheitert. Gestritten wird hauptsächlich um die Übergangsversorgung für die rund 5.400 Piloten von Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings.

Derzeit gehen die Piloten im Durchschnitt mit knapp 59 Jahren in den allein von der Firma bezahlten Vorruhestand. Lufthansa will diesen Schnitt für Bestandspiloten schrittweise auf 61 Jahre erhöhen. Die VC stört sich vor allem daran, dass für neu eingestellte Piloten bislang keinerlei finanzielle Unterstützung zum Vorruhestand vorgesehen ist.

Beim bereits existierenden Billigableger Eurowings und einer geplanten neuen Billigtochter für die Langstrecke soll der gerade umstrittene Konzerntarifvertrag nicht gelten. Piloten und Flugbegleiter würden deutlich weniger verdienen als ihre Kollegen in den Maschinen mit dem Kranichlogo. Auch die komfortable Übergangsversorgung vor dem Renteneintritt käme ihnen nicht zugute.

Gewerkschaft verteidigt Streik

Die Ãœbergangsversorung „ist nichts, woran die Firma pleite gehen wird“, sagte Cockpit-Sprecher Jörg Handwerg dem Fernsehsender n-tv. Handwerg verteidigte die Streiks als Frage der „Grundeinstellung“. Lufthansa „sagt einfach, wir schließen keine neuen Tarifverträge mehr ab, damit wir die größtmögliche unternehmerische Freiheit haben“.

Die Lufthansa forderte die Piloten erneut auf, „zur Unternehmenssanierung beizutragen“, wie Sprecherin Barbara Schädler im Bayerischen Rundfunk sagte. „Wir sind in einem sehr harten Wettbewerb und müssen uns so aufstellen, dass wir auch in 10, 20 und 30 Jahren noch sicher unsere Passagiere fliegen können.“ Daher müsse die Lufthansa von vielen Mitarbeitergruppen einen Beitrag erwarten können, auch von den Piloten. Sie appellierte an die Gewerkschaft, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Eine Liste der gestrichenen Flüge hat die Lufthansa hier im Internet veröffentlicht. Quelle: dpa/AFP