Präsident Erdogans strategische ASEAN-Tour

KUALA LUMPUR/JAKARTA – Präsident Recep Tayyip Erdogans offizielle Staatsbesuche in Malaysia und Indonesien: Ein strategischer Schritt zur Stärkung der wirtschaftlichen, politischen und strategischen Beziehungen der Türkei mit Südostasien.

Diese diplomatische Reise, Teil der „Asia Anew Initiative“, kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt, da Ankara darauf abzielt, seine internationalen Partnerschaften angesichts sich verändernder globaler Dynamiken zu diversifizieren.

Ziel der Besuche ist es, die bilateralen Beziehungen durch Handelsabkommen, Verteidigungskooperationen und intensivere diplomatische Kontakte zu festigen, während gleichzeitig das Bestreben der Türkei betont wird, eine aktivere Rolle in der schnell wachsenden Region Südostasien einzunehmen. Erdogans Zeitpunkt ist strategisch gewählt, um sich die sich wandelnden geopolitischen Ausrichtungen und neuen wirtschaftlichen Chancen in der Region zunutze zu machen.

Warum Malaysia und Indonesien?

Malaysia und Indonesien sind entscheidende Partner in der Asien-Strategie der Türkei aufgrund ihres regionalen Einflusses und ihrer starken Wirtschaft. Beide Länder teilen mit der Türkei eine ähnliche Sichtweise auf Fragen der wirtschaftlichen Entwicklung, der regionalen Sicherheit und der Stärkung der muslimischen Welt.

  • In Malaysia führte Erdogan hochrangige Gespräche mit Premierminister Anwar Ibrahim, die sich auf die Ausweitung von Handels- und Technologiepartnerschaften konzentrierten. Die beiden Regierungschefs diskutierten außerdem über eine Vertiefung der Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich und hoben die zunehmende Rolle der Türkei als führender Akteur in der Verteidigungsindustrie hervor.
  • In Indonesien traf Erdogan mit Präsident Prabowo Subianto zusammen, um Wege zur Förderung des bilateralen Handels und der Zusammenarbeit in den Bereichen Energie, Infrastruktur und Klimaschutz zu erörtern. Die Expertise der Türkei im Bereich erneuerbare Energien und Stadtentwicklung passt zu Indonesiens ehrgeizigen Entwicklungszielen, insbesondere beim Bau der neuen Hauptstadt Nusantara.

Politische Ziele: Warum jetzt?

Erdogans Reise erfolgt zu einem entscheidenden Zeitpunkt, da die Türkei versucht, sich als zentraler Akteur in der geopolitischen Landschaft des Asien-Pazifik-Raums zu positionieren. Mehrere Faktoren machen diesen diplomatischen Vorstoß besonders bedeutsam:

  1. Wirtschaftliche Diversifizierung: Angesichts der Unsicherheiten auf den globalen Märkten ist die Türkei bestrebt, ihre Abhängigkeit von traditionellen westlichen Partnern zu reduzieren und von den dynamischen Wirtschaften Südostasiens zu profitieren. Die wachsende Nachfrage der Region nach Technologie, Infrastruktur und Verteidigungslösungen stimmt mit den Stärken der Türkei überein.
  2. Stärkung der muslimischen Solidarität: Die Türkei und ihre südostasiatischen Partner haben ein gemeinsames Interesse daran, globale Herausforderungen zu bewältigen, die muslimische Gemeinschaften betreffen. Erdogans Besuch untermauert seine Vision einer stärkeren Einheit unter den mehrheitlich muslimischen Nationen in Bereichen wie humanitäre Hilfe und Terrorismusbekämpfung.
  3. Strategische Allianzen und regionale Stabilität: Der Asien-Pazifik-Raum wird in der globalen Politik zunehmend strategisch wichtig. Durch eine verstärkte Zusammenarbeit mit Malaysia und Indonesien kann die Türkei zur regionalen Stabilität beitragen und gleichzeitig ihre Position in multilateralen Plattformen wie der ASEAN und der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) stärken.

Handels- und Wirtschaftsabkommen im Mittelpunkt

Ein zentraler Pfeiler von Erdogans Besuch war die Stärkung der Handelsbeziehungen mit Malaysia und Indonesien. Neue Abkommen konzentrieren sich auf die Ausweitung gegenseitiger Investitionen und die Erhöhung des bilateralen Handelsvolumens in Schlüsselbranchen, darunter:

  • Technologie und Innovation: Kooperationsprojekte in den Bereichen künstliche Intelligenz, Cybersicherheit und digitale Transformation standen im Mittelpunkt der Gespräche in Malaysia. Die wachsende Technologiebranche der Türkei bietet Synergien mit Malaysias innovationsgetriebener Wirtschaft.
  • Zusammenarbeit in der Verteidigungsindustrie: Die florierende türkische Verteidigungsindustrie ist ein wichtiger Bestandteil der Exporte des Landes. Gespräche in Malaysia und Indonesien befassten sich mit der Beschaffung von Verteidigungstechnologie und der Möglichkeit gemeinsamer Projekte, insbesondere im Bereich unbemannter Systeme und fortschrittlicher Militärtechnologie.
  • Energie und Infrastrukturentwicklung: In Indonesien lag der Schwerpunkt auf erneuerbaren Energien und Infrastruktur. Die Türkei bekundete ihr Interesse, sich am Bau der neuen indonesischen Hauptstadt und an Smart-City-Projekten zu beteiligen.

Diplomatische Ausrichtung und zukünftige Perspektiven

Neben der Wirtschaft verstärkten die Besuche auch die diplomatischen Beziehungen der Türkei zu beiden Ländern. Erdogans Gespräche konzentrierten sich auf gemeinsame Anliegen wie regionale Sicherheit, maritime Zusammenarbeit und die Notwendigkeit einer stärkeren multilateralen Koordination in globalen Foren.

In Malaysia lag der Schwerpunkt auf der Förderung humanitärer Kooperationen und der Bewältigung globaler Herausforderungen für muslimische Nationen. In Indonesien betonten Erdogan und Subianto die Bedeutung von Umweltverträglichkeit und regionalem Frieden, wobei das wachsende Interesse der Türkei an Klimadiplomatie und maritimer Sicherheit hervorgehoben wurde.

Fazit: Die wachsende Rolle der Türkei in Südostasien

Die Besuche von Präsident Erdogan in Malaysia und Indonesien markieren ein bedeutendes Kapitel in der sich entwickelnden Außenpolitik der Türkei und unterstreichen die Bedeutung Südostasiens als Schlüsselregion für Ankaras wirtschaftliche und diplomatische Ambitionen. Durch den Aufbau stärkerer Partnerschaften und die Ausrichtung auf gemeinsame strategische Ziele will die Türkei ein langfristiger Partner für das Wachstum und die Stabilität der Region werden.

Der Zeitpunkt von Erdogans Reise zeigt die Absicht der Türkei, sich an neue globale Realitäten anzupassen, wobei die „Asia Anew Initiative“ als Fahrplan für eine tiefere Zusammenarbeit und gemeinsamen Fortschritt dient. (zai)