MANILA – Der philippinische Präsident Ferdinand Marcos Jr. zieht eine klare Linie gegen China und macht die zunehmend angespannte Beziehung seines Landes zu Peking zum zentralen Thema seiner Kampagne vor den Zwischenwahlen im Mai.
Bei einer Rede in Mindanao, einer Hochburg des ehemaligen Präsidenten Rodrigo Duterte, kritisierte Marcos die Politik seines Vorgängers scharf und warf ihm vor, die philippinische Souveränität zugunsten chinesischer Interessen aufs Spiel gesetzt zu haben.
„Ihr werdet entscheiden, ob wir in eine Zeit zurückkehren, in der unsere Führer wollten, dass die Philippinen eine Provinz Chinas werden“, erklärte Marcos vor einer großen Menschenmenge, ohne Duterte direkt zu nennen. Seine deutlichen Worte unterstreichen einen bedeutenden Wandel in der Außenpolitik des Landes, die sich von Dutertes chinafreundlichem Kurs entfernt und stärker auf die Verteidigung nationaler Interessen ausrichtet.
Bruch mit Dutertes Erbe
Marcos’ Äußerungen markieren eine klare Abkehr von der Strategie der vorherigen Regierung, die auf engere Beziehungen zu Peking setzte – trotz der anhaltenden Territorialkonflikte im Südchinesischen Meer. Während Dutertes Amtszeit vermied es die philippinische Regierung weitgehend, China wegen seiner aggressiven Gebietsansprüche zu konfrontieren, selbst als chinesische Schiffe in philippinische Gewässer eindrangen. Dutertes Abkehr von traditionellen Verbündeten wie den USA zugunsten engerer Beziehungen zu Peking brachte ihm den Vorwurf ein, die philippinische Souveränität zu untergraben.
Marcos hingegen ist bestrebt, verlorenen Boden zurückzugewinnen. Seine Regierung hat die maritimen Rechte der Philippinen bekräftigt, Chinas militärische Aktivitäten in der Region kritisiert und die diplomatischen sowie verteidigungspolitischen Beziehungen zu westlichen Verbündeten gestärkt. Seine Rede in Mindanao spiegelt eine umfassendere Neuausrichtung der Außenpolitik wider, die nationale Sicherheit über wirtschaftliche Anreize aus Peking stellt.
Das Timing von Marcos’ Kurswechsel
Marcos’ Entscheidung, eine härtere Haltung gegenüber China einzunehmen, kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt. Die Spannungen im Südchinesischen Meer haben in den letzten Monaten zugenommen, mit wiederholten Konfrontationen zwischen philippinischen und chinesischen Schiffen. Der jüngste Vorfall betraf chinesische Küstenwachschiffe, die Wasserwerfer gegen philippinische Schiffe nahe dem umstrittenen Second Thomas Shoal einsetzten – ein Vorfall, der internationale Verurteilung nach sich zog und die Besorgnis über Chinas wachsende Durchsetzungsfähigkeit in der Region verstärkte.
Zudem rücken die Zwischenwahlen näher, und Marcos könnte seine harte Haltung gegenüber China nutzen, um seine Anhängerschaft zu festigen und Oppositionskräfte aus dem Duterte-Lager herauszufordern. Indem er sich als starker Führer positioniert, der nationale Souveränität über alles stellt, grenzt er sich bewusst von seinem Vorgänger ab und spricht Wähler an, die sich um nationale Sicherheit und territoriale Integrität sorgen.
Die Rückeroberung der philippinischen Souveränität
Marcos’ außenpolitischer Kurswechsel ist nicht nur Rhetorik – er wird von konkreten Maßnahmen begleitet. Seine Regierung hat die militärische Zusammenarbeit mit den USA ausgebaut, regionale Allianzen gestärkt und verstärkt in die Modernisierung der philippinischen Streitkräfte investiert. Zudem prangert die Regierung konsequent Chinas Aktivitäten im West-Philippinischen Meer an und bekräftigt ihr Engagement für die Durchsetzung der maritimen Rechte des Landes gemäß internationalem Recht.
„Keiner unserer Kandidaten ist ein Handlanger Chinas, der applaudiert hat, während unsere Küstenwache von großen chinesischen Schiffen mit Wasserwerfern attackiert wurde“, sagte Marcos und zog damit eine klare Trennlinie zu Dutertes nachgiebigem Kurs gegenüber Pekings maritimer Aggression.
Während Marcos eine neue Richtung für die Außenpolitik der Philippinen einschlägt, markiert seine Bereitschaft, sich China entgegenzustellen, einen bedeutenden Wandel in den regionalen Dynamiken. Ob dieser selbstbewusstere Kurs greifbare Erfolge bringen oder die Spannungen weiter verschärfen wird, bleibt abzuwarten – doch eines ist klar: Die Philippinen sind nicht länger bereit, in der Auseinandersetzung mit Pekings Ambitionen eine passive Rolle einzunehmen. (zai)