WIEN/ZÃœRICH/BANGKOK – Die thailändische Chirathivat-Familie ist eine der reichsten und einflussreichsten in Asien. Sie besitzt unter anderem die Central Group, die größte Einzelhandelskette in Thailand, sowie Hotels, Einkaufszentren und Banken. Nun könnte sie auch bald die Kontrolle über Globus übernehmen, eine der bekanntesten Warenhausketten in der Schweiz.
Globus gehört derzeit noch zur Signa Holding, dem Immobilienimperium des österreichischen Tycoons René Benko. Benko hat in den letzten Jahren viele prestigeträchtige Immobilienprojekte in Europa gestartet, darunter das KaDeWe in Berlin, das Alsterhaus in Hamburg oder das Goldenes Quartier in Wien. Doch nun steckt er in Schwierigkeiten. Die Corona-Pandemie hat seine Geschäfte hart getroffen, vor allem im Einzelhandel und im Tourismus. Er muss sich von einigen seiner Assets trennen, um seine Schulden zu reduzieren.
Eines dieser Assets ist Globus, das er 2019 für rund eine Milliarde Franken von der Migros-Gruppe gekauft hatte. Laut Medienberichten verhandelt er nun mit der Central Group über einen Verkauf von Globus für etwa 800 Millionen Franken. Damit würde er einen Verlust von 200 Millionen Franken machen, aber auch einen wichtigen Schritt zur Sanierung seiner Finanzen tun.
Die Central Group ist schon seit längerem an einer Expansion in Europa interessiert. Sie hat bereits 2011 die italienische Warenhauskette La Rinascente übernommen und 2015 die deutsche Kaufhof-Gruppe von der Metro AG gekauft. Mit Globus würde sie ihr Portfolio um eine weitere renommierte Marke erweitern und ihren Fußabdruck in der Schweiz verstärken.
Welche Folgen hätte ein solcher Deal für die Kunden von Globus? Die Central Group hat bisher betont, dass sie die Identität und das Konzept ihrer europäischen Warenhäuser respektieren und weiterentwickeln will. Sie will sie zu modernen Lifestyle-Destinationen machen, die nicht nur Produkte, sondern auch Erlebnisse anbieten. Dabei setzt sie auf eine Mischung aus lokalen und internationalen Marken, hochwertigen Service und attraktiven Gastronomieangeboten.
Die Central Group könnte also durchaus ein guter Partner für Globus sein, der dem Schweizer Traditionshaus neue Impulse geben könnte. Allerdings gibt es auch einige Risiken. Zum einen ist noch unklar, wie sich die Corona-Krise weiterentwickelt und wie sich das auf das Kaufverhalten der Konsumenten auswirkt. Zum anderen könnte es zu Konflikten mit den bestehenden Lieferanten und Mitarbeitern von Globus kommen, die sich an eine andere Unternehmenskultur gewöhnen müssen.
Es bleibt also abzuwarten, ob die Chirathivat-Familie tatsächlich das Sagen bei Globus bekommt und wie sie ihre Pläne umsetzt. Eines ist aber sicher: Der Niedergang von René Benko ist eine Zäsur in der europäischen Immobilienbranche und ein Zeichen dafür, wie schnell sich die Machtverhältnisse ändern können. ZI
Foto: Central Group