BANGKOK – Im Herzen Südostasiens befindet sich Thailand an einem Scheideweg der Wirtschaftspolitik und des sozialen Wohlergehens, da der Vorschlag der Regierung, den Mindestlohn auf 400 Baht pro Tag zu erhöhen, eine landesweite Debatte ausgelöst hat. Diese umstrittene Frage hat die Meinungen polarisiert, wobei die Regierung unter Premierminister Srettha Thavisin für die Erhöhung eintritt, als Schritt zur Sicherstellung eines anständigen Lebensstandards für die Arbeiter.
Die vorgeschlagene Erhöhung, die im Oktober in Kraft treten soll, wird von Befürwortern als notwendige Maßnahme angesehen, um den Konsum anzuregen und das Wirtschaftswachstum angesichts des schleppenden Schwungs voranzutreiben.
Auf der anderen Seite der Debatte haben Wirtschaftsräte, einschließlich der Handelskammer von Thailand und der Föderation der Thailändischen Industrien, ihre Bedenken geäußert und argumentiert, dass die thailändische Wirtschaft noch nicht bereit ist, eine solche Erhöhung ohne erhebliche Auswirkungen zu absorbieren. Sie befürchten, dass die Lohnerhöhung kleine und mittlere Unternehmen (KMU) nachteilig beeinflussen könnte, was möglicherweise zu Arbeitsplatzverlusten und erhöhten Kosten führen könnte, die die fragile wirtschaftliche Erholung ersticken könnten.
Die Haltung der Regierung ist, dass die Erhöhung überfällig ist, da die aktuellen Mindestlohnsätze – die zwischen 330 und 370 Baht liegen – für die steigenden Lebenshaltungskosten nicht ausreichen. Die derzeit an der Macht befindliche Pheu-Thai-Partei hatte zuvor im Wahlkampf versprochen, den Mindesttageslohn bis 2027 auf 600 Baht zu erhöhen, eine Vision, die mit ihren breiteren wirtschaftlichen und sozialen Richtlinien übereinstimmt.
Das Nationale Lohnkomitee, ein unabhängiges tripartistisches Gremium, bestehend aus Vertretern der Regierung, der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer, hat jedoch noch keinen Konsens erreicht. Das Komitee besteht auf einer gründlichen Bewertung der Auswirkungen auf verschiedene Industrien und ist entschlossen, nicht dem politischen Druck nachzugeben. Dies hat zu einem Stillstand geführt, wobei das Komitee seine Autonomie und die Notwendigkeit eines ausgewogenen Ansatzes betont, der das Wohlergehen aller Interessengruppen berücksichtigt.
Arbeitsorganisationen und Arbeitnehmergruppen haben sich für die Lohnerhöhung eingesetzt und dabei die Schwierigkeiten von Geringverdienern hervorgehoben, mit den Lebenshaltungskosten Schritt zu halten. Sie argumentieren, dass die Lohnerhöhung nicht nur eine wirtschaftliche Frage ist, sondern auch mit Würde und Fairness am Arbeitsplatz zu tun hat. Die Debatte hat auch die vergleichenden Mindestlohnsätze in den Nachbarländern beleuchtet, wobei der vorgeschlagene Satz in Thailand immer noch unter den Mindestlöhnen in Indonesien und Malaysia liegt, was Fragen zur regionalen Wettbewerbsfähigkeit aufwirft.
Während sich die Diskussion entfaltet, hat die Regierung auf mögliche Unterstützungsmaßnahmen für betroffene Unternehmen hingewiesen, einschließlich Steuererleichterungen und anderer Unterstützungsformen. Das Arbeitsministerium ist offen für Rückmeldungen von Arbeitgebern und sucht aktiv nach Lösungen, um die Auswirkungen auf die Unternehmen zu mildern und gleichzeitig das Wohl der Arbeitnehmer voranzutreiben.
Die Kontroverse um die Erhöhung des Mindestlohns in Thailand ist bezeichnend für die breiteren Herausforderungen, mit denen sich Entwicklungsländer auseinandersetzen, wenn sie das heikle Gleichgewicht zwischen Wachstum und sozialer Gerechtigkeit austarieren.
Da das nationale Lohnkomitee bis Ende Juli eine endgültige Entscheidung treffen soll, sind alle Augen auf Thailand gerichtet, da es mit dieser wegweisenden politischen Entscheidung ringt, die ein Präzedenzfall für die Region setzen könnte. Das Ergebnis dieses Lohnkriegs wird zweifellos weitreichende Auswirkungen auf die thailändische Wirtschaft, ihre Arbeitskräfte und die sozioökonomische Landschaft Südostasiens haben. (zai)