TransAsia-Pilot stellte falsches Triebwerk ab

Taipeh – Nach dem Sturzflug einer Turboprop-Maschine mitten in Taipeh wird der dabei getötete Pilot als Held gefeiert. Weil er die Maschine in einen Fluss lenkt, habe er Schlimmeres verhindert. Jetzt stellt sich heraus: Er trägt wohl eine Mitschuld an dem Unglück.

Nach dem Flugzeugabsturz in Taiwan hat die Fluggesellschaft TransAsia mit einem eiligst aufgestellten Programm Schulungen seiner Turboprop-Piloten begonnen. Seit Samstag werden die 71 Turboprop-Piloten des Unternehmens durch die Flugsicherheitsbehörde geschult und geprüft. Laut TransAsia sollen die Schulungen voraussichtlich vier Tage andauern. Daher müssten bis Montag dutzende Inlandsflüge annulliert werden.

Am Mittwoch war eine Turboprop-Maschine der Fluggesellschaft in der Hauptstadt Taipeh in einen Fluss gestürzt. 15 der 58 Insassen überlebten, bis Samstag wurden 38 Leichen aus dem Fluss geborgen. Nach ersten Erkenntnissen hatten die Piloten vor dem Absturz aus unerfindlichen Gründen das falsche der beiden Triebwerke abgeschaltet.

Wie der Chef der Luftfahrtsicherheitsbehörde, Thomas Wang, nach einer Auswertung der Flugschreiber mitteilte, warnte ein Alarmsignal kurz nach dem Start, dass der rechte Motor ausgefallen sei. Die Flughöhe der Maschine habe weniger als 400 Meter betragen, als gleich darauf der zweite Motor manuell ausgeschaltet worden sei. Der Pilot habe noch versucht, ihn wieder zu starten, doch sei es ihm nicht gelungen, sagte Wang. Um 10.54 Uhr (Ortszeit), rund eine Minute nach dem ersten Alarm, sei dann ein Notruf abgesetzt worden. Kurz darauf stürzte die Maschine in den Fluss.

Vorgang muss noch untersucht werden

Warum das linke Triebwerk abgeschaltet wurde, war nach Angaben des Ermittlungsleiters zunächst unklar. „Wir sind noch dabei, die Daten der Flugschreiber auszuwerten“, fügte er hinzu. Nach Einschätzung der auf den Luftverkehr spezialisierten Internetseite Flightradar24 könnten die Piloten versehentlich das falsche Triebwerk abgeschaltet und somit „eine Minute nach dem Start alle Antriebskraft verloren“ haben.

Unter den Toten war auch der Pilot Liao Chien Tsung. Der 41-Jährige wird in Taiwan als Held gefeiert, weil er offenbar alles versucht hatte, um den Sturz der Maschine in ein Wohngebiet zu verhindern. Auch Vize-Präsident Wu Den Yih lobte das Verhalten des Piloten. Wie die Zeitung „China Times“ unter Berufung auf Ermittler berichtete, wurde die Leiche Liaos im Cockpit gefunden – den Steuerknüppel hatte er noch in beiden Händen. Seine beiden Beine wiesen demnach mehrere schwere Brüche auf.

Es war bereits der zweite Absturz einer TransAsia-Maschine innerhalb eines halben Jahres: Ende Juli war eine Turboprop mit 58 Menschen an Bord bei einem Landemanöver verunglückt. 48 Insassen wurden getötet. TransAsia hatte nach dem Absturz eine Reihe von Auflagen bekommen, von denen bislang jedoch rund ein Drittel nicht umgesetzt wurde. Quelle: dpa



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