Trumps Handelskrieg: Starke Reaktion Chinas

PEKING — Der Handelskonflikt zwischen den USA und China ist in eine neue und gefährliche Phase eingetreten, da Peking eine mehrgleisige Strategie vorgestellt hat, um auf die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump zu reagieren, weitreichende Zölle von 104 % auf chinesische Waren zu erheben.

Das chinesische Handelsministerium veröffentlichte eine scharf formulierte Erklärung, in der die US-Zölle als „unbegründet“ und „offene wirtschaftliche Nötigung“ bezeichnet wurden. Washington wird darin beschuldigt, internationale Handelsnormen zu verletzen. Als Reaktion hat China eine Reihe von Gegenmaßnahmen angekündigt, die in den kommenden Tagen und Wochen umgesetzt werden sollen.

Gezielte Zölle und wirtschaftlicher Gegendruck

China plant die Einführung von Vergeltungszöllen von bis zu 35 % auf ein breites Spektrum amerikanischer Importe im Wert von über 60 Milliarden US-Dollar. Diese Zölle sollen vor allem US-Landwirtschaftsprodukte, Energieressourcen (wie LNG und Rohöl), Autos sowie Schlüsselkomponenten der Technologiebranche betreffen. Die neuen Zölle sollen am Donnerstag, dem 10. April, in Kraft treten – parallel zum US-Zeitplan.

In einem strategischen Schritt bereitet Peking zudem vor, bestimmte US-Unternehmen auf eine sogenannte „Unzuverlässigkeitsliste“ zu setzen, insbesondere solche, die mit den neuen US-Handelsbeschränkungen kooperieren. Betroffene Firmen könnten mit Betriebshürden in China konfrontiert werden – darunter strengere Regulierungsprüfungen, Lizenzentzug oder der Ausschluss von öffentlichen Aufträgen in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.

Stärkung der inneren wirtschaftlichen Widerstandskraft

Parallel zu den Strafmaßnahmen verstärkt China seine Bemühungen, die eigene Wirtschaft widerstandsfähiger gegenüber längerfristigen Handelskonflikten zu machen. Zentrale Maßnahmen umfassen:

  • Stimulierung der Binnennachfrage durch Infrastrukturinvestitionen und Verbrauchersubventionen
  • Diversifizierung der Importquellen durch stärkere Handelsbeziehungen mit der EU, ASEAN-Staaten und Partnern der Belt and Road-Initiative
  • Beschleunigung der einheimischen Innovation in Bereichen wie Halbleiter, Künstliche Intelligenz und erneuerbare Energien, um die Abhängigkeit von US-Technologien zu verringern

„Wir werden alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um unsere wirtschaftliche Souveränität zu verteidigen“, erklärte das Handelsministerium. Die neuen Zölle dienten nicht nur der Vergeltung, sondern auch der Neuausrichtung von Chinas langfristiger Handelsstrategie.

Märkte unter Druck

Die globalen Finanzmärkte reagierten mit deutlicher Nervosität. Der Shanghai Composite Index fiel am Dienstag um 2,9 %, während die US-Wall-Street-Futures ins Minus rutschten – aus Angst vor einem anhaltenden Handelsstillstand. Ökonomen warnen, dass die Eskalation der Zölle zwischen den beiden größten Volkswirtschaften das globale Wachstum in diesem Jahr um bis zu 0,5 % drücken könnte.

Diplomatischer Kanal bleibt offen

Trotz der Zuspitzung hat Peking den Dialog nicht ausgeschlossen. Das chinesische Außenministerium bestätigte, dass inoffizielle Gesprächskanäle weiterhin bestehen, auch wenn formelle Verhandlungen derzeit ruhen. Analysten gehen davon aus, dass beide Seiten politische Meilensteine – wie den bevorstehenden US-Wahlzyklus – abwarten könnten, bevor sie ernsthafte Kompromissbereitschaft zeigen.

Ausblick: Andauernde Unsicherheit, strategische Neuorientierung

Während die USA ihre protektionistischen Handelspolitiken verschärfen, reagiert China mit entschlossener Gegenwehr und einer umfassenden strategischen Neuausrichtung. Eine kurzfristige Lösung erscheint derzeit unwahrscheinlich. Klar ist jedoch: Die Ära stabiler US-chinesischer Handelsbeziehungen ist vorbei – an ihre Stelle tritt eine Zeit strategischer Rivalität, wirtschaftlicher Entkopplung und globaler Neupositionierung.
(zai)