VIR Online Summit 2020: „Innovationsfreude fördern“

München – Eine massive Förderung von Unternehmen bei der Digitalisierung in Deutschland lautete die Forderung des Verband Internet Reisevertrieb e.V. (VIR) auf dem „Online Summit 2020“, der nach der Absage der diesjährigen ITB Messe Berlin in Form einer Online-Pressekonferenz stattfand. VIR-Vorstand Michael Buller kritisierte dabei die hohe Anzahl neuer Regulierungen für die Digitalindustrie auf bundespolitischer, aber auch auf europäischer Ebene. „Damit laufen wir Gefahr, zukunftsweisende Initiativen von kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie von jungen Start-up Gründern zu erdrücken“, zeigte er sich überzeugt. 

„Wir müssen wieder zu einem Land werden, in dem gerne investiert wird“, bekräftigte der Digital-Experte, der dem Verband Internet Reisevertrieb seit 2009 vorsteht und sich in einer Vielzahl von Ausschüssen und Foren engagiert. Hierfür ist ihm zufolge ein maßvoller Umgang mit Regulation dringend notwendig. „Es dürfen nicht weiterhin ständig neue Regeln auf Grund der GAFA-Unternehmen (Google, Apple, Facebook und Amazon) aufgestellt werden“, so Buller weiter. Ziel müsse es vielmehr sein, digitale Themen realistisch einzuschätzen und ein Umfeld zu schaffen, in dem digitale Geschäftsmodelle auch im Kleinen erfolgreich umgesetzt werden können. 

Michael Buller bezeichnete es zugleich als „grobe Fahrlässigkeit“, dass der Dienstleistungssektor, zu dem auch die Plattform-Ökonomie gehöre, gerade bei zukunftsorientierten Investitionsplänen fast schon aufgegeben werde. „Förderungen für technische Neuerungen wie zum Beispiel Künstliche Intelligenz dürfen nicht nur in Industriebereiche fließen“, warnt er. „Hier gilt Chancengleichheit für alle, und auch das Dienstleistungssegment braucht diese Technologien, um weiterhin wirtschaftlich erfolgreich agieren zu können.“

Die aktuellen Zahlen der „Reiseanalyse 2020“, die die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) auf dem VIR Online Summit vorstellte, unterstreiche einmal mehr die deutliche und konstante Tendenz im Reisesektor hin zur Digitalisierung. 

Wie die aktuelle FUR-Analyse aufzeigt, wurden 2019 mit 67 Prozent nochmals mehr Urlaubsreisen auf digitalem Weg gebucht als über analoge Kanäle. Bei den langen Urlaubsreisen lag der Wert zudem erstmals über 50 Prozent. Bei den Kurzurlaubsreisen wurden sogar 81 Prozent über digitale Kanäle gebucht. 

Die am stärksten digital nachgefragten Reiseziele waren 2019 Niederlande, Frankreich und Skandinavien. Bei der Urlaubsform lagen Städtereisen, Aktiv- und Familienurlaube vorne, aber auch Gesundheitsurlaube und Kreuzfahrten werden von immer mehr Reisenden über digitale Kanäle gebucht. 

Mit Blick auf den Gesamtmarkt stellte die FUR im Rahmen der „Reiseanalyse 2020“ mit 55 Millionen Urlaubern im Vorjahr eine überaus hohe Urlaubsreiseintensität fest. Rekordwerte gab es bei den Gesamtausgaben für Urlaubsreisen in Höhe von 73 Milliarden Euro und bei der Anzahl der Auslandsreisen mit 52 Millionen Euro. Laut FUR bewegt sich die aktuelle Reiselust sogar auf höherem Niveau als zu Jahresbeginn 2019. 
Ein besonderes Augenmerk richtete die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen bei ihrer diesjährigen Analyse auf das Thema Nachhaltigkeit.

Das Interesse der Urlauber hierfür steigt: Laut FUR wünschen sich 61 Prozent der Urlaubsreisenden, dass ihr Urlaub ökologisch oder sozial nachhaltig ist (2018: 57 Prozent). Rund 73 Prozent haben zudem ein mehr oder weniger schlechtes Klimagewissen beim Fliegen, wenngleich FUR keine großen Veränderungen bei nachhaltigem Verhalten im Urlaub feststellen konnte. Nur sechs Prozent wählten bewusst nachhaltig zertifizierte Unterkünfte und drei Prozent entschieden sich für eine CO2-Kompensation bei ihren Flugreisen. 

VIR-Vorstand Michael Buller nutzte die aktuellen FUR-Zahlen für einen Appell an die Gesamttouristik, bis zum Jahr 2030 Lösungen zu schaffen und eindeutige Zieldefinitionen umzusetzen. „Die klare Aussage der Touristik an den Endverbraucher muss 2030 lauten, dass er bei allen Produkten sorglos klimaneutral reisen kann“, forderte der Verbandschef. 

Er hob die Vorzüge des Reisens wie der dadurch mögliche interkulturelle Austausch, der Abbau von Ressentiments und ein toleranter Umgang über Ländergrenzen hinweg hervor. „Dies ist gerade heutzutage wichtiger denn je“, bekräftigte Buller. Dementsprechend sollten Reisen keinesfalls reduziert, sondern vielmehr bewusster geplant und durchgeführt werden. 

Die Quelle der auf dem „VIR Online Summit 2020“ vorgestellten Ergebnisse ist die „Reiseanalyse 2020“ der FUR, veröffentlicht im Branchenbericht „VIR Daten & Fakten 2020 zum Online-Reisemarkt“ des Verband Internet Reisevertrieb e.V. (VIR). Er ist ab sofort auf der Internet-Seite www.v-i-r.de kostenfrei abrufbar.