Tokio – Der amerikanische Bürovermieter WeWork entpuppt sich für den japanischen Technologieinvestor Softbank als teurer Fehlschlag.
Softbank buttert nach dem gescheiterten Börsengang von WeWork mehr als zehn Milliarden Dollar in das Unternehmen und stockt seine Beteiligung damit von rund einem Drittel auf 80 Prozent auf. Der exzentrische WeWork-Gründer Adam Neumann wird dabei endgültig entmachtet.
Insgesamt wird das Start-up nach der Kapitalspritze nur noch mit acht Milliarden Dollar bewertet. Vor wenigen Wochen hatte das Unternehmen beim Börsengang noch auf 47 Milliarden Dollar gehofft – doch die Investoren bekamen kalte Füße. Softbank-Aktien verloren am Mittwoch in Tokio 2,5 Prozent.
Ohne die Finanzspritze aus Japan wäre WeWork laut Insidern bereits in wenigen Wochen das Geld ausgegangen. Der Bürovermieter will nun mit Kostensenkungen wieder in die Spur kommen, wie die Nachrichtenagentur Reuters von Insidern erfahren hatte. Softbank-Chef Masayoshi Son sagte, er glaube weiter an das Geschäftsmodell von WeWork, die die Art zu arbeiten verändere. “Wir bleiben WeWork, seinen Mitarbeitern, Kunden und Vermietern verpflichtet.”
Insgesamt hat Softbank 13 Milliarden Dollar in die Firma gesteckt, die flexible Büros und Arbeitsplätze vermietet. Die Beteiligung selbst in der Bilanz zu konsolidieren, vermeiden die Japaner aber – denn die Stimmrechte liegen nicht mehrheitlich bei ihnen. Neumann hatte sich Aktien mit mehreren Stimmrechten ausgeben lassen. Über diese verfügt nun aber der Verwaltungsrat, wo der bisherige Vorsitzende Neumann nur noch als “Beobachter” fungiert. Viele Investoren hatten sich am Lebensstil und der Unternehmensführung des 40-Jährigen gestoßen.
Das Sagen im WeWork-Verwaltungsrat hat nun Softbank-Manager Marcelo Claure, der sich unter anderem auch um das Gelingen der Fusion zwischen den Mobilfunk-Riesen Sprint und T-Mobile US kümmert.
WeWork soll von Softbank unter anderem Kredite über fünf Milliarden Dollar bekommen. Dazu bietet der Tech-Investor den übrigen WeWork-Aktionären an, ihnen Aktien für bis zu drei Milliarden Dollar abzukaufen – so kommt auch Neumann an Geld. Eine für April 2020 geplante Eigenkapitalspritze von Softbank über 1,5 Milliarden Dollar wird vorgezogen.
Analyst Richard Windsor bezeichnete WeWork als “schreiende Anklage gegen die Bewertungs- und Such-Methoden von Softbank”. Die erzwungene Rettungsaktion kommt für den Gründer des Tech-Investors, Masayoshi Son, zur Unzeit. Er versucht gerade Geld für den Nachfolger des 100 Milliarden Dollar schweren “Vision Fund” einzuwerben. Fehlschläge wie bei Softbank und beim Mitfahrdienst Uber, der bei seinem Börsengang im Mai Abstriche machen musste, sind dafür keine gute Werbung. (Reuters)