HANOI – Der chinesische Präsident Xi Jinping ist am Montag in Vietnam eingetroffen, als Teil einer hochrangigen Südostasienreise, die darauf abzielt, regionale Allianzen zu stärken und die wirtschaftliche Zusammenarbeit vor dem Hintergrund zunehmender globaler Handelskonflikte und weitreichender US-Zölle zu fördern.
Vietnam ist die erste Station auf Xis dreiteiliger Tour, die ihn außerdem nach Malaysia und Kambodscha führen wird. Der Besuch wird weithin als Teil von Pekings Bestrebungen gesehen, sich inmitten wachsender globaler Unsicherheit als stabile und verlässliche Alternative zu den Vereinigten Staaten zu positionieren.
Während seines Aufenthalts traf Präsident Xi in Hanoi mit führenden vietnamesischen Politikern zusammen und rief zur Einheit beim Schutz des multilateralen Handels auf. Beide Länder müssten sich „einseitigem Mobbing widersetzen und die Stabilität des globalen Freihandelssystems wahren“, so chinesische Staatsmedien. Die Äußerung galt als indirekter Verweis auf die jüngsten US-Handelsmaßnahmen, darunter pauschale Zollerhöhungen, die Anfang des Monats eingeführt wurden.
Stärkung der Wirtschafts- und Sicherheitsbeziehungen
Der Besuch gipfelte in der Unterzeichnung von 45 Kooperationsabkommen zwischen China und Vietnam, die eine Vielzahl von Bereichen abdecken. Zentrale Themen der Zusammenarbeit sind:
- Integration von Lieferketten zur Stärkung der wirtschaftlichen Resilienz
- Gemeinsame Forschung im Bereich Künstliche Intelligenz
- Ausgeweitete maritime Patrouillenkooperation – ein Zeichen für engere sicherheitspolitische Zusammenarbeit im Südchinesischen Meer
- Eisenbahn- und Infrastrukturausbau zur besseren Anbindung regionaler Handelsrouten
Diese Abkommen spiegeln Chinas strategische Neuausrichtung auf eine engere wirtschaftliche Verflechtung mit ASEAN-Mitgliedstaaten wider – zu einer Zeit, in der sich die Handelskonflikte mit den USA weiter zuspitzen.
Washington blickt aufmerksam nach Asien
Auch in Washington blieb der diplomatische Vorstoß nicht unbemerkt. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump kommentierte das Treffen vom Rasen des Weißen Hauses aus in gewohnt scharfer Manier:
„Das ist ein schönes Treffen … als würden sie versuchen herauszufinden, wie sie die Vereinigten Staaten von Amerika über den Tisch ziehen.“
Er ergänzte: „Ich gebe China keine Schuld. Ich gebe Vietnam keine Schuld. Sie treffen sich heute – das ist wunderbar.“
Trotz dieser Worte sehen Analysten die Reise als Teil von Chinas langfristiger Strategie, Einfluss in der Region auszubauen und Handelsalternativen zu schaffen, die sich von US-geführten Strukturen abkoppeln.
China: Neue Ordnung im Welthandel
Xis Besuch in Vietnam und die bevorstehenden Stationen in Malaysia und Kambodscha unterstreichen Pekings verstärkte diplomatische Bemühungen, sich in der Region als führende Ordnungsmacht zu etablieren – und dabei die Spielregeln des globalen Handels neu zu gestalten, während die wirtschaftliche Entkopplung von den USA weiter voranschreitet.
Südostasiatische Staaten stehen dabei zunehmend vor der Wahl: In einem sich wandelnden geopolitischen Umfeld sendet China ein klares Signal – eine wirtschaftliche Partnerschaft mit Peking verspricht Wachstum und Stabilität – ohne die innenpolitischen Unwägbarkeiten der USA. (zai)
Foto: Vietnamnet